Trackliste
- 1. Changes
- 2. Oh! You Pretty Things
- 3. Eight Line Poem
- 4. Life On Mars?
- 5. Kooks
- 6. Quicksand
- 7. Fill Your Heart
- 8. Andy Warhol
- 9. Song For Bob Dylan
- 10. Queen Bitch
- 11. The Bewlay Brothers
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1 Kommentar
Die Songinhalte schaffen den Spagat zwischen Dylan einerseits und Mark Bolans phantasievollem Nonsens andererseits unter Zuhilfenahme schockierender Androgynität. (von Bi- oder gar Homosexualität zu sprechen verbot sich damals noch; Bowie ist seit jeher ein Meister des Ungefähren).
Ist „Changes" nur ein Antwortsong zu „the times they are a changing" oder eine zickig-ironische Verarschung? Auf der 2.Plattenseite wird noch eins draufgesetzt. Im „Song for Bob Dylan" (der damals gerade Medienabstinenz pflegte) wird der große Meister respektlos im Imperativ beauftragt: „Hear this, Robert Zimmermann, I wrote a song for you..."(....du hast uns die Augen geöffnet und somit unsere Probleme vergrößert, um dich nun zu verpissen? Komm zurück und gib uns unsere Gemeinschaft von einst wieder!)
Aber nicht nur Seine Nuschligkeit St.Bob bekommt sein Fett weg, sondern auch die andere Ikone der Zeit: Andy Warhol!
Isser nu' schrill und verehrungswürdig oder der langweiligste Eierbecher on earth?
In „Life on Mars" so ganz nebenbei ein Tritt in Richtung Imagine-John: „...'cause Lennon's on sale again", was ganz unverbindlich den Denkanstoß vermittelt, dass die Kohle des Herrn Berufsrevoluzzers wohl stimmen wird. Mit politischen Träumereien (a la Power to the people) hat Bowie also hörbar nichts am Hut. Der Song ist in seiner Message eher vergleichbar mit „Streetfighting Man". Hier wie da geht es um Resignation. Ist da wenigstens Leben auf dem Mars, läßt er ein gefallenes Mädchen fragen, wenn schon auf Erden kein wirkliches ist, und selbst die Traumfabrik/Kino beim Trostspenden versagt? Bowie als Fatalist. Aber er sorgt mit anderen Songs der Platte scheinbar für Ablenkung...oder....soll die Gesamtwirkung vielleicht den allgemeinen Menschheitsverfall noch unterstreichen?
Z.B. In „Queen Bitch" lamentiert er als Tunte, dass er seinen Traumkerl nicht abgekriegt hat, weil der dummerweise hetero ist - oder in „Quicksand" bläst er dir ein bißchen Treibsand ins Gesicht: bunte Phrasen, in denen man sogar straflos „Himmlers dreams" verwursten kann. Gefundenes Fressen für Anglistikdoktoranden. (Weisen sie den zunehmenden apolitischen Charakter der angloamerikanischen Beat-und Popmusik der frühen 70er Jahre am Beispiel David Bowies nach!) Wohl niemand ließ die Orientierungslosigkeit nach Woodstock deutlicher heraus als Bowie.
Musikalisch erwähnenswert ist zum Einen die Mitwirkung Mick Ronsons, des vermutlich unterschätztesten Rockgitarristen überhaupt. Er zeigt hier alle damals angesagten Stile: Lagerfeuergeklampfe Marke Donovan (Bewlay brothers), Riffgedonner a la T.Rex (Queen Bitch), filigrane Fingergymnastik wie CSN&Y ( Eight line poem). Andere Hörer - andere Vergleiche.
Zum anderen übernimmt Wakeman - (genau DER Wakeman!) - die Tasten, zukünftige Yes-Großtaten in „Life on Mars" und „Fill your heart" erahnen lassend.
Fazit: Zeitgeist pur. Ein historisches Dokument und immer wieder unterhaltsam.