laut.de-Kritik

Schläfrig, weich, andächtig und irgendwie unzeitgemäß.

Review von

Dass David Vandervelde auf seinem komplett alleine eingespielten Debüt "The Moonstation House Band" recht penetrant nach Marc Bolan von T.Rex klingt, ist insofern bemerkenswert, als er auf diesem Zweitling von der Glamrock-Attitüde Abstand nimmt und sich diesmal eher an George Harrison oder Fleetwood Macs Lindsey Buckinham zu orientieren scheint.

Mit The Lickedy Spitz schart er diesmal auch eine Band um sich, deren fließende Arrangements den nasalen Gesang prächtig tragen. Nach wie vor orientiert sich der amerikanische Multiinstrumentalist am Pop und Rock der 60er- und 70er-Jahre, garniert mit einem feinen Country-Einschlag. Musikalische Referenzen reichen von The Byrds, The Band über Gerry Rafferty, Jackson Browne, die Eagles oder gar 10 CC.

Zurückgelehnten, nostalgisch eingefärbten und melodischen Softrock mit Gitarrensoli und Orgelspiel präsentiert uns dieser Herr, irgendwie unzeitgemäß, aber dennoch unaufdringlich den Gehörgängen schmeichelnd. Andächtig führen sich Drums, Hammondorgelklänge und Pianotupfer in "I Will Be Fine" ein, ehe Vandervelde mit enorm entspannter Melodielinie sachte aufspringt.

Im sanften Country-Rocker "California Breezes" hat Ex-Wilco-Mann Jay Bennett seine Finger mit im Spiel, schöne Gesangsharmonien und ein eingängiger Refrain prägen diese Nummer. Schläfrig entrückt bahnt sich Vanderveldes Gesang in "Hit The Road" und zu dumpfen Drums und flächigem E-Gitarrenspiel seinen Weg, ehe ein hübsches Gitarrenmuster das pathetische "Old Turns" einrahmt.

Ob die Textzeile "How long will it take them to understand / how old turns to new" als ironische Anspielung auf das eigene musikalische Schaffen zu verstehen ist, bleibt spekulativ. Der wohl markanteste Song "Someone Like You" wartet mit weichem Reggae-Rhythmus auf, eingebettet in flauschige Hammond-Orgel-Töne und charmantem "Uh Uh Uh Uh"-Bachgound-Gesang auf.

In "Cryin' Like The Rain" wechselt Vandervelde zum Falsettgesang und überrascht mit einer an Elliott Smith erinnernden, verschlungenen Melodielinie, "Lyin' In Bed" eröffnet mit einem harten Riff, um melodisch und gesanglich dann doch wieder in Weichheit zu zergehen.

Der zur geschlagenen Akustischen intonierte Titeltrack "Waiting For The Sunrise" schließt dann in traditioneller Singer/Songwriter-Manier ein Album ab, das mich bei aller Geschmeidigkeit merkwürdig ratlos zurücklässt.

David Vandervelde blickt mit seinem musikalischen Schaffen konsequent zurück, insofern ist "Waiting For The Sunrise" ein homogenes und konsequent arrangiertes Werk, das nur aufgrund seiner reichlichen Referenzen anecken kann. Manche mögen in diesen Songs die gelungene, individuelle Synthese aus 70er-Pop und aktuellem Southern Rock sehen, andere aber ein schlichtes Authentizitätsproblem. Ich jedenfalls drücke nicht erneut die Play-Taste, sondern erfreue mich zuerst an Byrds- und älteren Wilco-Scheiben aus meinem Plattenregal.

Trackliste

  1. 1. I Will Be Fine
  2. 2. California Breezes
  3. 3. Hit The Road
  4. 4. Old Turns
  5. 5. Someone Like You
  6. 6. Knowledge Of Evil
  7. 7. Cryin' Like The Rain
  8. 8. Need For Now
  9. 9. Lyin' In Bed
  10. 10. Waiting For The Sunrise

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