laut.de-Kritik
Abgründe jenseits der Party-Front.
Review von Jan HassenpflugAuf den ersten Blick schreit das pinke Albumcover von "Binge & Purgatory" so gar nicht nach dreckigem Hardcore-Hobel. Ebenso wenig passt ins Deez Nuts'sche Weltbild, was auf den zweiten Blick an Exzess-Überbleibseln mit morbidem Touch die Bildmitte ziert. Genug vom Gönner-Modus? Ein Plädoyer für Verzicht und Enthaltsamkeit?
Tatsächlich schleicht sich 2017 ein reflektierter Unterton ein. Die rosarote Brille abgesetzt, schlägt die Rap-Core-Gang aus Down Under das wohl düsterste Kapitel ihrer Bandgeschichte auf, wo der Rausch eine nahezu diabolische Kraft entwickelt: "But there's no death or glory for me binge and purgatory".
Das beeinträchtigt die Drehzahl jedoch überhaupt nicht. Zu "Purgatory" wird das Hardcore-Portfolio gnadenlos runtergespult. Es hagelt Gang-Shouts, tiefergelegte Gitarren walzen alles platt und angesickte Lines fräsen sich bis zum flackernden Hoffnungsschimmer durch: "I see the end of the tunnel. Ain't no light here?".
Was Tempo, Dynamik und Groove angehen, bleiben Überraschungen aus. Vielmehr verwundert die zynische Zunge, mit der sich der Vierer laufend ins Fegefeuer stürzt, um gesellschaftliche Abgründe aufzudecken. Zumindest inhaltlich ist diese Vehemenz jenseits der Party-Front neu.
"Break Out" wehrt sich in guter alter New York Hardcore-Manier gegen das Korsett medialer Zwänge. Die abwechselnd aufgekratzten und dann wieder schleppenden Anwandlungen erinnern gar an Genre-Helden wie Agnostic Front. Dank Jamey Jastas (Hatebreed) Unterstützung funktioniert der Erkenntnisgewinn in "Lesson Learned" auch eine Spur brutaler.
Die Platte liefert keine Hits am Fließband, lebt dafür vom schnurrenden Flow einzelner Song-Parts. Das unfassbar schnittige "For What It's Worth" oder das bitterböse "Hedonistic Wasteland" mal ausgeklammert, fliegen die Spin-Kicks nur selten auf Songlänge durch die Luft. Hier und da überspielen die Australier Durchhänger mit austauschbarem Füllmaterial. Dazu thronen die Vocals unnatürlich dominant, phasenweise überproduziert über dem instrumentalen Rest.
So hat etwa die verunglückte Suche nach Melodie im hymnisch inszenierten "Discord" so gar nichts für sich. Zu penetrant versucht JJ Peters dem Song seinen Stempel aufzudrücken. Ein Blackout mit Seltenheitswert. Einzig die überschwängliche Produktion schmälert eine ansonsten gelungene Neuausrichtung, weg von der Feier-Mentalität, hin zu mehr Ernsthaftigkeit. Who cares? Der rassige Mix aus Rap und Hardcore ist schlichtweg nicht tot zu kriegen.
3 Kommentare mit einer Antwort
Ich finds geil
party time ist im hause nuts anscheinend erstmal over, nicht mehr viel übrig geblieben vom hustle everyday-style. aber gut, man bleibt auch schließlich net ewig ein jugendlicher springinsfeld, sofern geht das schon klar.
dennoch sind paar gute songs dabei, um aus der masse herauszustechen reicht es aber mmn net. gute 3/5.
Zu dem Titel fällt mir nur eins ein:
https://www.youtube.com/watch?v=JCLi6vSIuPE
Sasha ♥
1:29