laut.de-Kritik
80s-Hardrock in neuem Glanz.
Review von Kai ButterweckWer sich mit der Geschichte des 80er Hardrock beschäftigt, stolpert irgendwann zwangsläufig über den Namen Def Leppard. Mit Alben wie "Pyromania", "Hysteria" und "Adrenalize" setzten die Briten zwischen den Jahren 1984 und 1992 Maßstäbe im Bereich Stadionrock. Danach wurden sie allerdings wie fast alle ähnlich gestrickten Bands von der Grunge- und Alternativewelle weggeschwemmt. Zwar legte sich die Band anno 1999 mit dem Back-to-the-roots-Album "Euphoria" nochmal ordentlich ins Zeug. Aber so richtig durch die Decke gehen wollten Songs wie "Promises" und "Goodbye" nicht.
15 Jahre später leben Def Leppard eigentlich nur noch von ihrer Vergangenheit. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Mit der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten elften Studioalbums wollen die Mannen um Sänger Joe Elliot der jüngeren Hardrockgeneration zeigen, dass man es in Sheffield immer noch drauf hat. Na dann, Ohren auf und "Let's go"!
Schon nach wenigen Sekunden füllt er den Raum: der typische Def Leppard-Sound. Als hätte es die vergangenen dreißig Jahre nie gegeben, erklingen hochgestimmte Gitarren, in Hall schwimmende Synthies und pompöse Effekt-Drums, während Joe Elliot am Mikrofon den Massenanimateur mimt.
Die antiquierte Soundbasis ist die Quelle dessen, was die Band einst so groß werden ließ. Unter der festgefahrenen Oberfläche brodelt es allerdings weltoffen und zeitgemäß. Markante Hooks, Stadionrefrains, dynamische Rhythmen und ein Sänger, der immer noch klingt wie mit 25: Def Leppard legen mit Songs wie "Dangerous", dem kleinen "Another One Bites The Dust"-Brüderchen "Man Enough", der groovenden Arenahymne "Sea Of Love" und dem flotten Cabriorocker "All Time High" jede Menge Hardrockperlen aufs Silbertablett.
Für einen Diskografie-Podestplatz reicht es am Ende dennoch nicht ganz. Schuld daran haben diverse austauschbare Filler à la "Invincible", "Broke 'N' Brokenhearted" und "Forever Young", sowie zwei dürftige Powerballaden, die sich beim Spagat zwischen Kitsch und Kunst sämtliche Muskeln und Sehnen reißen ("We Belong", "Last Chance").
Nichtsdestotrotz nickt man nach dem ungewohnt charismatischen Rausschmeißer "Blind Faith" anerkennend mit dem Kopf. Wer hätte schließlich gedacht, dass Def Leppard überhaupt noch einmal aus dem Knick kommen würden? Hand aufs Herz: Ich nicht.
3 Kommentare
Gar nicht mal schlecht!
Gute schöne Platte für sentimentale 80er Hardrock Hörer wie mich. Und "Let's Go" kann sich sogar in ihrer gesamten Diskographie einen Platz weit vorne erkämpfen. Toller Song mit allem drin was die Band einst auszeichnete.
Platte ist bei mir im Schrank doch so richtig wurde ich nicht warm mit der Scheibe. Ich weis nicht warum, aber irgendwas fehlt bei den Liedern so das sie auch im Ohr bleiben.