laut.de-Kritik

Worst Of Kuschelrock.

Review von

Eigentlich reicht schon eine kleine Liste, um sich eine erste Meinung vom neuen DSDS-Sampler namens "Fly Alone" zu machen. Die Schlüsselwörter aus allen dreizehn Songs geben bereits die songschreiberische Raffinesse preis, die diese Compilation schmückt. Das wären dann: "fly alone", "all for one", "believe", "rain", "alone", "give up", "smile", "without you", "you stop", "goodbye(s)", "let you go", "wonderful", "bring me down", "sad eyes". Wir haben hier also ein herzerwärmendes Potpourri von klassischen "Love and Pain"-Phrasen, all the way durch zwanzig Jahre Worst Of Kuschelrock.

Seien wir ehrlich, es war doch absehbar, dass uns hier erneut keine positive Überraschung erwarten würde. Z. B. eine Platte, die endlich mal jeden Casting-Kandidaten für sich wahrnimmt, ernst nimmt und versucht, ihm ein maßgeschneidertes musikalisches Gewand zu verpassen, sei es auch, bedingt durch Zeitnot, etwas schlampig geschnitten.

Ganz im Gegenteil nölen uns von "Fly Alone" wieder dreizehn perfekt aus der Hand Dieter Bohlens produzierte Papp-Popperlen an. Glatt und routiniert besingen die zehn Kandidaten ironischerweise, aber leider nicht ironisch ihr eigenes musikalisches Schicksal: Nach dem obligatorisch gefühlsduseligen "Huuh" zu Beginn wollen die zehn "learn to fly alone".

Die Flugtauglichkeit leidet aber mit jeder klavierbegleiteten Schmalznote mehr und mehr. In Standard-R'n'B-Rhythmen beweinen Monika Ivkic und Jermaine Alford die Kondition ihrer Mitstreiter: "I can't believe what they've done to you" ("I Can't Believe"). Und das Damen-Trio Linda Teodosiu, Sahra Drone und Rania Zeriri hat es erfasst: "You're so easy to forget" ("You Better Stop").

Dieses lyrische "You" kann sich in jenem poetischen Meisterwerk tatsächlich gleich auf zweierlei beziehen: Einmal wäre die Musik zu nennen, die zwischen dem emotionalen Wert eines Werbejingles und eines 90er-Jahre-Schlagers strauchelt. Gern genommen werden Klavier, Synthie-Streicher und ein fader Balladenrhythmus, der sich zum Beispiel bei "I Can't Believe" auch mal in fadem R'n'B versucht.

Außergewöhnliche Ausflüge mit akustischer Gitarre, Hammond-Orgel und Mundharmonika überziehen die fast schon unverschämt gewöhnlichen Melodien ebenfalls jäh mit allgegenwärtigen Dudel-Schlamm. Das leicht zu vergessende "Du" könnten ebenfalls die wirklich fähigen Star-Aspiranten sein.

Die Mädchen sind in ihren vermeintlich mitreißenden Stimmkapriolen so gut wie nicht mehr zu unterscheiden. Bei den Jungs stechen nur Benjamin Herd und Thomas Godoj heraus: ersterer, weil sein Organ so schwach wie sein Lächeln herzig ist. Und letzterer mit seiner besonderen Stimmfarbe, die (Zitat Kollegin Fromm) die "schauderhaftesten Songs in einer Weise großartig" klingen lässt, dass ich ihm zurufen möchte: "Thomas, flieh, so lange du noch kannst! Gründe eine Gitarrenrockband. Hunderte willige Haarreif und Pony tragende Jung-Alternativ-Girlies warten nur auf dich!"

Bleibt die Frage, ob man sich nach vier Staffeln DSDS überhaupt noch über derartige CDs ärgern bräuchte. Ich habe mich für Ja entschieden. Denn nicht nur, dass der Song "You Better Stop" eine unverhohlene, aber stimmlich nicht annähernd ebenbürtige Kopie von Sam Browns Heuloriginal "You Better Stop" ist.

Nicht nur, dass die nett gemeinten Duette uninspiriert nacheinander runtergesungen werden, anstatt dass sich die Stimmen mal ergänzen, anfeuern, gegenseitig hochschaukeln. Nein, im Booklet sind einfach mal drei Rechtschreibfehler verewigt. Wenigstens das Konzept der oberflächlichen Leidenschaftslosigkeit ist bis ins kleinste Detail durchgezogen.

Trackliste

  1. 1. Fly Alone
  2. 2. All For One
  3. 3. I Can't Believe
  4. 4. Behind The Rain
  5. 5. Alone Again
  6. 6. Don't Give It Up
  7. 7. I Can't Smile Without You
  8. 8. You Better Stop
  9. 9. No More Goodbyes
  10. 10. Never Ever Let You Go
  11. 11. Wonderful
  12. 12. Don't Bring Me Down
  13. 13. Sad Eyes

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Deutschland Sucht Den Superstar – Fly Alone €6,92 €3,00 €9,92

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Dieter Bohlen

Dieter Bohlen kennt jedes Kind. Dieter ist unter anderem Mr. Modern Talking, Mr. C.C. Catch, Mr. Blue System, Mr. Penisbruch. Er steckt hinter einem nicht …

LAUT.DE-PORTRÄT Thomas Godoj

"Ich will nur Musik machen, sonst nichts." Mit dieser oder einer sehr ähnlichen Einstellung stellten sich 30.000 Kandidaten den Anforderungen des Castingwahns, …

LAUT.DE-PORTRÄT Fady Maalouf

Am 17. Mai 2008 geht für Fady Maalouf ein Traum in Erfüllung. Die Pop-interessierte Nation richtet ihre Augen auf ihn. Dass er im Finale der fünften …

57 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Hab eigentlich nichts Andres erwartet...
    Was ist eigentlich aus Bohlens letzem Schützling geworden? Der ist auch wieder out oder?

  • Vor 16 Jahren

    Gute finde ich, dass es tatsächlich noch jemanden gibt, der eine Kritik über so ein Machwerk verfasst. Alle Achtung!

    Mit der Stimme von diesem Thomas Godoj hast du übrigens recht. Die ist tatsächlich ziemlich gut mit viel Wiedererkennungswert.
    Sogar meine bessere Hälfte findet den Typ ziemlich gut und die ist alles andere als ein junges Alternative-Girly.... :)

    Alles in allem natürlich völlig zurecht ein Verriss dieses Riesen-Scheissdrecks!!

  • Vor 16 Jahren

    1-2 monate nach dem finale intressiert sich niemand für das .weiß ja jeder,bis auf die leute dort die mit der zeit den kopf verliern. wenn man da kandidat ist sollte man das extreme medienintresse nutzen das man während der laufenden staffel hat.danach ist finito. ausnahme vll der erste gewinner!

  • Vor 16 Jahren

    @manny ribera (« @Frane (« die und ihre gesangsakte kennt doch jeder.
    groß suchen und anhören is da nich.
    hinterm mond was? ;)

    ach ja und gut isse :) »):

    ich lebe nicht hinter dem mond, aber ich dachte dass sich der großteil hier eher weniger mit casting shows beschäftigt und demnach auch noch nicht diese talentierte junge dame kennt. »):

    du, wir hatten ihr schicksal bereits geklärt in diesem forum an anderer stelle:
    da sie ja als drittplatziertes blondes moppelchen mit soulröhre im halbfinale rausflog und sie somit eine verblüffende parallele zu einer kandidatin in der staffel davor darstellte , war uns klar:

    sie endet im Dschungel-Camp
    :D

  • Vor 16 Jahren

    @Fear_Of_Music (« @manny ribera (« @Frane (« die und ihre gesangsakte kennt doch jeder.
    groß suchen und anhören is da nich.
    hinterm mond was? ;)

    ach ja und gut isse :) »):

    ich lebe nicht hinter dem mond, aber ich dachte dass sich der großteil hier eher weniger mit casting shows beschäftigt und demnach auch noch nicht diese talentierte junge dame kennt. »):

    du, wir hatten ihr schicksal bereits geklärt in diesem forum an anderer stelle:
    da sie ja als drittplatziertes blondes moppelchen mit soulröhre im halbfinale rausflog und sie somit eine verblüffende parallele zu einer kandidatin in der staffel davor darstellte , war uns klar:

    sie endet im Dschungel-Camp
    :D »):

    Kannst du mir eventuell den Link zu dieser Diskussion geben ?

    Deine Zukunftsvision klingt nich komplett unrealistisch, aber da ihr Vater ein anständiger Musiker, mit guten Kontakten in der "Szene" zu sein scheint, könnte ihr Weg auch positiv verlaufen. Das Talent dazu hat sie jedenfalls.

  • Vor 15 Jahren

    @ raudi:

    Wie viel haben sie dir gezahlt ? o.O