laut.de-Kritik

Nichtskönneralarm, powered by Bohlen, Folge vier.

Review von

Es spricht ja beinahe schon wieder für "Deutschland Sucht Den Superstar", dass es mit "Germany's Next Topmodel" mittlerweile eine TV-Show gibt, die die altehrwürdige Castingshow in ihrer Kernkompetenz aussticht. Niemand versteht es derzeit wohl so gut wie Anthony Kiedis' Ex-Gespielin Heidi Klum, jugendliche Karriere-Hoffnungen nach einer über Wochen hingestreckten und ständig befeuerten Konkurrenzsituation im Augenblick der Entscheidung mit packeiskalter Miene zunichte zu machen. Dagegen wirkt selbst der gefürchtete DSDS-Star Dieter Bohlen wie eine Witzfigur.

Dies wiederum kann keineswegs schaden, denn mit welch plumpen (sexuellen) Kommentaren der frühere Popstar seine Schäfchen in der vierten DSDS-Staffel streckenweise nach einem Vortrag belegt, hat nicht umsonst den Jugendmedienschutz auf den Plan gerufen. Dagegen findet der Musikexperte Bohlen immer mal wieder zu den richtigen Entscheidungen, zum Beispiel was seine Kandidaten-Lieblinge angeht. Wären nicht Mark Medlock, Max Buskohl und Lauren Talbot unter den letzten zehn, könnte man die Sendung gleich in "Musikantenstadl" umtaufen. Schließlich spielt dort die richtige Mimik auch eine größere Rolle als die Gesangsleistung.

"Power Of Love" lautete bereits das Balladen-Motto der letzten Show und wird in seiner Schnulzigkeit locker an den CD-Erfolg der Romantikvorträge aus der letzten Staffel ("Love Songs") mit den späteren Siegern Tobias Regner und Mike Leon Grosch anschließen (Von 0 auf 1 der Charts). Spannender wäre sicher die Aufnahme einer früheren Show gewesen, zum Beispiel offerierte Buskohl schon eine packende Version der ZZ Top-Nummer "Gimme All Your Lovin'", und die 16-jährige Talbot überraschte positiv mit dem sauschweren "Nothing Compares To You" von Sinead O'Connor. Dagegen sind ihre hier vertretenen Songs "Here Without You" (3 Doors Down) und "True Colours" (Cyndi Lauper) nicht ganz so prickelnd.

Medlock wiederum profitiert von der Schwofatmosphäre, denn sein souliges Timbre kommt in Lionel Richies "Endless Love" voll zur Geltung. Ansonsten herrscht wie immer Sirenen- und Nichtskönneralarm, powered by Bohlen: Dass die ehemalige Musical-Sängerin Francisca Urio einen Alicia Keys-Titel vorträgt ohne sich zu blamieren, nötigt Respekt ab, erinnern will man sich drei Songs später aber nicht mehr daran. Ein Musterbeispiel dafür, dass eine gute Stimme allein noch keinen Superstar macht. Lisa Bund hat zwar mehr stimmliche Ecken und Kanten als Urio, lässt einem aber auch nicht das Blut in den Adern gefrieren (außer natürlich aus den falschen Gründen).

Die Jungs machens nicht besser: Weder der zu Recht schon ausgeschiedene Jonathan Enns mit seiner 08/15-Stimme und seinen Halbstarken-Posen, noch sein langweiliger Bruder Thomas, der nicht nur mit dem Charme eines Staubsaugervertreters nervt, sondern auch noch mit unsäglicher Classic Rock-Songauswahl ("I Want To Know What Love Is"). Martin Stosch dagegen tut nicht weh und beeindruckt auch nicht, eine Art Ronan Keating light und Symbol der gesamten Veranstaltung.

Zum Schluss dürfen im von Simply Red zu Ruhm gebrachten R'n'B-Klassiker "If You Don't Know Me By Now" noch mal alle in Live Aid-Manier ran. Eine Idee, so innovativ wie das Golden Goal. Man kann sowieso nur hoffen, dass die Castingserie so schnell wie möglich abgeschafft wird, egal wer am Ende den entscheidenden Treffer landet.

Trackliste

  1. 1. Francisca Urio - If I Ain't Got You
  2. 2. Max Buskohl - Here Without You
  3. 3. Lauren Talbot - True Colours
  4. 4. Mark Medlock - Endless Love
  5. 5. Lisa Bund - (You Meake Me Feel Like) A Natural Woman
  6. 6. Martin Stosch - If Tomorrow Never Comes
  7. 7. Laura Martin - Woman In Love
  8. 8. Thomas Enns - I Want To Know What Love Is
  9. 9. Julia Falke - Angel
  10. 10. Jonathan Enns - All Or Nothing
  11. 11. DSDS Top 10 - If You Don't Know Me By Now

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