laut.de-Kritik

Hip Hop, der trotz kleiner Schwächen einfach Spaß macht.

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"Jede Kritik prallt an mir ab", konstatiert Dexter im Interview mit rap.de bezüglich seines treffend titulierten Albums "Haare Nice, Socken Fly". Nicht weil er sich für unfehlbar und übertalentiert hält, sondern weil er schließlich Kinderarzt-Schrägstrich-Produzent und nicht Kinderarzt-Schrägstrich-Rapper ist.

Die vermeintliche Narrenfreiheit nutzt Dexter, um dies und das, einfach so verschiedene Dinge zu erzählen. "Die Musik ist nicht aufdringlich, eher fluffig, wie ein leichter Wellengang. Auch die Textinhalte sind so: keine schweren Thematiken, es geht eher darum, dass es mir gut geht", so der Betty Ford Boy – mit Frau und Sohnemann oder den Homies, bisschen "Vino", noch mehr Gras und natürlich guten Beats.

Wavyness und Selbstironie hin oder her: Dexters Fähigkeiten als Rapper sind begrenzt, sein Flow monoton bis hölzern, Song- und Reimstrukturen simpel und die Wortwahl gefühlt einen Ticken zu nah am Twitterlingu-Anglizismen-Zeitgeist. Lines wie "Meine Homies tragen Mütze und kein Aluhut / Meine Ladies haben Babys in ihr'm Tragetuch / Geboren in den 80's, guck ins Tagebuch / Alle Homies wavy – alle meine Homies gehen Nüsse" muss man sich auch erstmal trauen.

Bei aller Kritik lässt sich erstaunlicherweise feststellen: Experiment geglückt. "Haare Nice, Socken Fly" lässt sich bei der kompakten Spielzeit von rund einer Dreiviertelstunde problemlos am Stück anhören und verbreitet eine ungezwungen-lässige Grundstimmung, der man sich nur schwer entziehen kann. Wie es im Kommentar eines Online-Versandhändlers so schön heißt: "Die Atmosphere übertreibt einfach ihre Rolle."

Dafür sorgen besonders, wie sollte es bei Dexy anders sein, die Instrumentals. Obwohl jedes einzelne auch für sich und vor allem ohne Lyrics funktioniert, ist der konsequente Einsatz der den Inhalt unterstreichenden Klänge und Geräusche beachtlich und zeugt von akribischem Perfektionismus. Straighte Basslines und Drums durchziehen den mal rumpeligen, meist aber federleicht vor sich hin plätschernden Boom Bap.

Sein Leben als erfolgreicher und offenbar tiefenentspannter Produzent resümiert Dexter unter anderem in "Keinen Tag Tauschen". Private Einblicke kratzen lediglich an der Oberfläche und geraten trotz der bewusst zur Schau gestellten Spießigkeit größtenteils angenehm unverkrampft. Die gepflegte Überheblichkeit findet in "Ich Bin Wavy" ihren Höhepunkt: "Ich heiße Dexy und bin wavy wie der Ozean / Ihr könnt hier schwimmen, aber nicht in meinem Boot mitfahr'n."

Ununterbrochen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, erschien dem Heilbronner dann aber doch zu viel des Guten – zurecht. Mit Fatoni, Jaq, Retrogott, Ahzumjot und LGoony holt er sich eine Riege namhafter Kollegen ins Boot, denen er raptechnisch kaum das Wasser reichen kann. "Am Flughafen" überzeugt mit einem glänzend aufgelegten Huss: "Nein, Rap hat keinen King, alle Rapper sind Gesinde / Doch wenn Dexter an den Decks ist, überwinde ich meine Skepsis / Und stelle mich nicht so an, weil es ja nur ein bisschen Rap ist."

LGoony stellt mit "Palmblätter" erneut sein untrügliches Gespür für catchy Hooks unter Beweis, vor dem sich Ahzumjot mit "Frag Mich Nicht" aber keineswegs verstecken muss. Auch dank des überschaubaren Inhalts gelingt Dexter mit "Haare Nice, Socken Fly" ein Hip Hop-Album, das trotz kleiner Schwächen einfach Spaß macht: "Ich rappe nur über Getränke, Medikamente, eine sichere Rente / Aber sag mir bitte: Was soll daran schlechter sein als Rap über Rap, Graffiti, Breakdance, Blackbooks oder irgendeine City? Nix! Also halt die Fresse und turn up!"

Trackliste

  1. 1. Dexy, Wo Bist Du?
  2. 2. Keinen Tag Tauschen
  3. 3. Ich Bin Wavy
  4. 4. S.A.D.O.S.
  5. 5. Am Flughafen
  6. 6. Nüsse
  7. 7. 20 In Dem Whip (Fahrtwind Pt. 2)
  8. 8. Palmblätter
  9. 9. Vino
  10. 10. Frag Mich Nicht
  11. 11. Robby Bubble
  12. 12. Wind Weht Durch Das Haar

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