laut.de-Kritik
Scottish Fiction zwischen Sigur Rós und Brian Eno.
Review von Matthias MantheDarf man auch nicht jeden Tag feststellen: Ein Schotte zaubert fernab von der Welt mal eben die Ambientgardine des Jahres. In einem einsamen Haus, all by himself, hat Ewan Mackenzie, 27, Alltag und Außenwelt abgeblendet und Einkehr betrieben. Seinem künstlerischen Leitmotiv folgend, dass Musik bewegen und gelegentlich überwältigen sollte, bastelte der multiinstrumentale Solist aus Glasgow ein halbes Jahr lang "Consequence Music".
So entstand ein magisch-sphärisch-esoterischer Schmelztiegel aus fließender Hintergrundtapete, Folktronica-Sprengseln und Easy Listening-DNA. Über die Kurzweil von 60 Minuten gelingt Mackenzie die Inszenierung von wunderschöner, melodiesatter highly sophisticated Elektronik.
Schicht für Schicht komponiert er auf das Gerippe aus Analog-Synthesizer und Beatbox, bis der Raum ins Unendliche zu verlaufen scheint. Beeindruckend dicht produziert und von einer zwingenden Bündigkeit, die gerade im Ambient-Genre Hochachtung verdient.
Melancholie in den Tiefen, die sich aber nie zu Depressionen wandeln, und Sequenzer-manipulierte Gitarrenfeedbacks und Dronescapes aus mystischen Zwischenwelten. Gurgelnde Abflussrohre und explodierende Tintenstrahldrucker für die Freunde des Field Recordings.
Dazu immer wieder jene entrückt-wortlosen Gesänge, wie sie auch Sigur Rós oder Mogwai verwenden. "Consequence Music" ist narkoleptische Traumwelt und atmosphärischer Spacetrip in einem. Scottish Fiction.
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