laut.de-Kritik
Fernverkehr im Auftrag des Herrn.
Review von Dominik LippeDie US-Navy habe wissen wollen, ob sie "politisch unterwegs" seien, verriet Schlagerpilot Kevin Marx neulich in der Westfälischen Rundschau. Letztlich hätten es die Streitkräfte "sogar cool" gefunden, dass ihr schneidiges Outfit seinen Weg in die deutsche Schlager-Branche gefunden hat. "Wir haben jeder drei Sets. Mit Mütze, Jacke, Hemd, Hose, Schuhe, Gürtel und den Abzeichen kostet eins 1.000 Euro", gewährte der Sänger einen Blick in ihre Kleiderschränke. Es seien "Ausgehuniformen", wie sie "Tom Cruise in 'Top Gun'" trage. Welcher Vergleich läge auch näher, als der mit dem ewig jungen Actionstar?
Die Gaudi startet in der heimlichen Hauptstadt Brasiliens. "Rio de Janeiro, tanz den Rhythmus der Nacht!", feiert das Duo ausgelassen den Karneval, auch wenn sie freilich nie nach "Rio" gereist sind. "Wir haben natürlich viele Bilder davon im Kopf, aus dem Fernsehen und so weiter", entschuldigte sich Marx vorab. Egal, denn bei den Schlagerpiloten geht es stets um Partyschlager, den sie mit einem Hauch Lokalkolorit anreichern. In den Gassen von "Paris" erklingt zum Beispiel überall eine Quetschkommode. Das sollte aus Dokumentation über die Stadt der Liebe bekannt sein.
Feurig gemeinte Gitarren gehören zur spanischsprachigen Welt von "Te Quiero Amor" und "Olé Olé Olé". Durch den "Sommertraum Von Mykonos" tanzen die Barden weintrunken den vermeintlich griechischen Volkstanz "Sirtaki". Und "laute Trommeln, heißer Tanz" gehören selbstredend nach Ostafrika. "Kilimandscharo" sollte noch schlechtestens aus "Das Beste" bekannt sein. Beim Blick auf die unberührte Natur des Schwarzen Kontinents greift bei den Schlagerpiloten gleich ein europäischer Reflex: "Kilimandscharo, uns gehört heute Nacht die ganze Welt."
Im Angesicht Brasiliens oder des Ägäischen Meers wächst jedoch die Sehnsucht nach dem Bergischen Land, neben dessen Schönheit jedes Inselparadies verblasst. "Es war in Wuppertal, wo sie das Herz mir stahl", besingen sie eine Sommerliebe, die "so süß, doch ein Teufel" gewesen sei. Das Publikum des ZDF-Fernsehgartens zeigte sich begeistert von der Auskopplung "Es War In Wuppertal" mit seinen Oh-oh-Chören und Ballermann-Rhythmen. Alle anderen denken hingegen wohl eher an Rainald Grebes Beobachtung aus "Urlaub In Deutschland": "Wuppertal sieht aus wie Wladiwostok 1962."
In ihrer Voyeurismus-Lobpreisung "Sternenallee" wechseln sie vom Fremden- zum Geschlechts-Verkehr: "Ein Séparée in der Sternenallee: Nur der Sandmann sieht uns zu bei unserem Liebes-Rendezvous - und drückt ein Auge zu." Nach und nach weichen die exotischen Destinationen dem universellen Einerlei der Liebeslyrik. Den Eroberungsfeldzug um die Zuneigung der Angebeteten in "Frag Dein Herz" führen die Pseudo-Piloten mit schweren musikalischen Waffen. Gefühlsduselig klagen sie, "Wenn Dein Herz Aus Liebe Weint", und besingen im schmierigen Swing-Versuch "Mein Mädchen".
Für Verwirrung sorgen Die Schlagerpiloten, wenn sie fremdartige Begriffe in ihr Repertoire übernehmen. "Mal bist du brennend heiß, mal bist du kalt wie Eis - cool wie du", trällern sie im Refrain von "Cool Wie Du" in offensichtlicher Unkenntnis über die Wortbedeutung, "Heute willst du mich und morgen wieder nicht - cool wie du." Vielleicht haben sie sich versungen und meinten statt "cool" schlicht "Boderline-Persönlichkeitsstörung". Das Duo vergreift sich zudem am einstigen Jugendwort "Bro", das offensichtlich bis in die Ü-70 Gruppe durchgesickert und damit für die Jugend fortan tabu ist.
"Du bist mein Bro und das bleibt für immer so", feiern sie ihre Bromance in "Buddies Wie Wir". Bei den beiden Flugzeugführern erreicht der Fremdscham ungekannte Ausmaße. Ihr Selbstbild bleibt davon jedoch unangetastet: "Zwei wie wir können nie verlieren." Das liegt wiederum an einem mächtigen Verbündeten. "Ich habe das Gefühl, dafür geboren worden zu sein", erklärte Kevin Marx im Interview, "Der liebe Gott hat mich genau dafür vorgesehen." Die Schlagerpiloten wähnen sich also im Auftrag des Herrn unterwegs zu sein. Es muss sich um einen rachsüchtigen, alttestamentarischen Gott handeln.
11 Kommentare mit 23 Antworten
Die scheißen ja mehr Alben pro Jahr raus als Capital Bra und Ufo361 zusammen.
Wo kann man Menschen kennenlernen, die das unironisch feiern?
AfD Parteitag
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.
Weiß ich nicht. Aber "Hodenrucksack" - musste lachen!
Duri hat auf jeden Fall den Forenschleimer-award schonmal sicher
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.
Kommt der Begriff Forensik eigentlich hierher und beschreibt eine Übelkeit nach zu viel Laut.de?
Hier her...
Von hier? Käme er hier her, würde er sich ja auf den Weg zu laut.de machen und nicht seinen Ursprung hier haben. Aber ich bin ja bloß ein einfacher Schmied.
Beides oder? Ich bin von hier, also komme ich hier her. Will ich hier hin, komme ich hierher.
Lass mich aber gerne belehren, falls ich Bullshit erzähle.
Na wenn es doch nun mal so war?
Wie auch immer, Verwechselungsgefahr: Forensieg ≠ Forensik
Was zur Hölle ist das denn???
Die aktuelle Nummer 1 der Album-Charts 8)
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.
Gerade mal nachgeschaut...wow! Wobei mich Taylor Swifts 6-fache(!!) Platzierung in den Top25 mehr schockt als die Piloten, Roland Kaiser und Oli. P in den Top10
Saugeil. 5/5 für die Schlagergangbanger
Her name is Rio and she dances on the sand...
Ihr denkt, ihr seid die Richter der Musiknation,
Aber eure Kritiken sind nur Worte, ohne echte Inspiration.
Der Rhyme ist phat!
props an ChatGPT!