laut.de-Kritik

Rave loves you, Dudes!

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Digitalism krönen ihre internationale Erfolgsgeschichte mit einem funkelnden Orden: Eine Folge der K7 DJ-Kicks mixen zu dürfen. Nach ihrem letzten Studioalbum "I Love You Dude" und einer neverending Welttournee Bob Dylanschen Ausmaßes haben sich Jens und Isi in Klausur begeben, um einen dem Anlass entsprechendend würdigen Mix zu produzieren.

Das Ergebnis kann sich hören lassen, denn nicht nur die exquisite Auswahl von Songs und Tracks ist eine Ohrenweide. Vielmehr wird hier die gute alte DJ-Kunst gefeiert. So hatten der Bud Spencer und der Terence Hill des Rave damals auch in Hamburg angefangen, nämlich als Musikfans und begeisterte Vertreter der auflegenden Zunft. Neben ihren vielen Live-Darbietungen war das DJ-Handwerk vielleicht etwas zu kurz gekommen. Digitalism stellen so oder so hundertprozentig unter Beweis, dass sie die Kunst des Mixes und seiner Dramaturgie beherrschen.

Gänsehautmomente, die sonst eher im Club entstehen, bekommt man mit dieser DJ-Kicks Version frei Haus geliefert. Etwa der Moment, wenn der Übertune von Autotune, "Keep It Wrong," reinbounced und sich im Mix erst so richtig entfalten kann. Der ebenfalls Berliner Housemeister überzeugt mit dem für seine Verhältnisse locker bpitchigen "Sommer".

Genauso wie die dänischen Chefraver WhoMadeWho, die regelmäßig Props von den Queens Of The Stone Age einheimsen. Tomas, Jeppe und Konsorten räumen mit "The Sun" definitiv den Shufflepreis ab. Und Discoteer Alex Gopher klingt auf "Brain Leech" lustigerweise ziemlich nach Digitalism.

Jence und Isi verzichten selbstlos auf zu viele Eigenproduktionen. Eigenwerbung haben die beiden Sympathieträger auch nicht nötig, es läuft ohnehin nicht allzu schlecht für die beiden.

Einige Eigenproduktionen haben es dennoch auf die Compilation geschafft, besonders hervorzuheben ist ihr grandioser Remix für die New Yorker Discopunker The Rapture. Dass Hamburg nicht schläft, zeigen Hey Today! mit ihrem Track "83". An diesem Beispiel kann man die interessante Entwicklung des französisch geprägten Rave-Sounds während der letzten Jahre beobachten. Bevorzugt werden aktuell die etwas ruhigeren Töne, im Gegensatz zu dem doch teilweise sehr bratzigen Noise Sound von Ed Banger und Co. Man will ja eigentlich auch länger als 15 Minuten tanzen, ohne zusammenzubrechen.

Ein besonderes Schätzchen ist die Bearbeitung des Wave Klassikers "Raum" von Grauzone. Ata (of Robert Johnson fame) hat sich dieses Wave Kleinods angenommen und ihm zu noch mehr Kostbarkeit verholfen. Dieser Edit hätte eher die Bezeichnung Remix verdient.

Digitalism führen uns durch ihre Definition von House Music. Seitenschlenker in Indie und Wave sowie Disco-Gefilde runden dieses hochwertige Potpourri ab. Die Feinfühligkeit des Mixes macht außerdem einfach Bock. Gerade dann, wenn auf den ersten Blick 'unpassende' Genres passend gemacht werden. Rave loves you, Dudes!

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7 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Wow, die Diskrepanz zwischen den Bewertungen ist ja wirklich signifikant. Wirklich besonders scheint mir die Musik auch nicht zu sein; auffällig ist ja auch, wie stark der Anstieg der Bewertungen ist, die Vorgängeralben Digitalisms erhielten nur 3 Sterne.

  • Vor 11 Jahren

    Au weia - so daneben lag laut noch nie.

  • Vor 8 Jahren

    Da könnte man ne tote Katze auf die Bühne legen und einen PC auf bum bum bum programieren und die Masse würde genauso verzückt hüpfen - sah gerade etwas vom Festival an oma Teich oder so...
    Es mag ja an der gesamten unsäglichen Musikrichtung liegen, wo sich eigene Kreation an sparsamen Einsatz vorgefertigter loops und Presets beschränkt statt Instrumente zu erlernen & bedienen zu können. (jeder mit normalem Rythmusgefühl sollte solch Zeug in drei Wochen machen können)
    Was aber wundert das hier selbst Fans solcher "Geräusche" durchweg negativ schreiben, aber dennoch 3 Sterne vergeben, was Laut schreibt ist eh unbedeutend und oft daneben.