laut.de-Kritik
14 Kleinoden der Verzweiflung.
Review von Giuliano BenassiFestzustellen, dass Eels-Mastermind E mit seinen Platten versucht, seine trostlose Existenz zu vertonen und seiner Einsamkeit zu entfliehen, ist nicht gerade originell. Schließlich ist es das Wesen seiner Musik. Eher erstaunlich, dass er nach fast zwanzig Jahren im Business immer noch nicht allen auf den Sack geht.
Was einiges über die Qualität seiner Musik aussagt. Meldete er sich 2009 auf "Hombre Lobo" nach mehrjähriger Pause im Bandgefüge zurück, verzichtet er nur sechs Monate später weitgehend auf Begleitung. Diesmal braucht er kaum mehr als ein paar Gitarren und seine Stimme. In gewohnter Manier kümmert er sich weitgehend um alles selbst, von der Aufnahme übers Produzieren bis hin zur Abmischung. E ist sein eigener Rick Rubin, sozusagen.
Im Keller/Studio seines Hauses eingeschlossen sinnierte er über eine zerbrochene Beziehung. Wut kam ihm dabei nicht in den Sinn, denn das einzige etwas lautere Stück auf dem Album ist "Unhinged". Ansonsten sind fast nur sanft gespielte Gitarren zu hören. Gelegentlich Streicher, ab und an ein Klavier. Fast könnte man Folk dazu sagen.
Das kommt den Texten zugute, die schonungslos von Trauer und Verzweiflung handeln, aber nicht stereotypisch ausfallen. Was angesichts des ausgelutschten Themas einem Wunder gleicht. "She locked herself in the bathroom again, so I'm pissing in the yard", beschreibt E einen Streit in "A Line In The Dirt". Hat jemand den Anfang vom Ende jemals prägnanter auf den Punkt gebracht? Sicherlich, aber nicht in der jüngeren Poprock-Vergangenheit.
Es gebrochenes Herz verknüpft sich mit der Erkenntnis, nicht mehr der Jüngste zu sein. Früher hätte er den Schlag weggesteckt und wäre wieder aufgestanden ("In My Younger Days"), aber jetzt? An wie viele von den Tausenden Tagen in seinem Leben könne er sich noch erinnern? An wenige – und viele davon waren mit der Verflossenen ("On My Feet").
Zum Schluss kommt die Erleuchtung. "I gotta get back on my feet", lautet die letzte Zeile des Albums. Das Erinnerungen an John Lennon ("I Need A Mother", das in dessen trostloses Solodebüt "Plastic Ono Band" passen würde), Mojave 3 ("Mansions Of Los Feliz", "Little Bird") und natürlich an eigene Stücke weckt, ohne sie zu nachzuahmen.
War "Hombre Lobo" noch so etwas wie ein gutes, aber nicht überragendes Comeback-Album, besitzt "End Times" eine andere, zeitlose Qualität. Freunde der rockigen Stücke der Eels werden daran nicht unbedingt gefallen finden, doch Texte und Atmosphäre machen die ruhigen Töne wieder wett.
11 Kommentare
end times im stream...
http://www.myspace.com/eels
...ich geh jetzt ner Omi die Handtasche klauen, um das sofort zu kaufen.
da bin ich echt mal gespannt, review hört sich vielversprechend an
jo, hört sich nicht schlecht an, aber das wird eh gehört (-;
Album klingt ja schonmal gut.
Der Plural von Kleinod ist Kleinode, nicht Kleinoden. Gutes Album.
e spielt seinen einzigartigen charme voll aus - einfach...und grossartig - simple songgerüste die faszinieren.