laut.de-Kritik
Nur das Beste aus über 30 Jahren.
Review von Joachim GaugerEin Best Of-Album von Elton John zusammen zu stellen, ist gewiss eine Herausforderung von ganz besonderer Art. Der Major Universal Music hat es nun geschafft, alle Rechte-Inhaber an einen Tisch zu bringen, und konnte deshalb erstmals völlig frei die schönsten Perlen aus Elton Johns gewaltigem Oeuvre picken. Was die Aufgabe womöglich nicht leichter gemacht hat.
Seine größten Erfolge feierte Elton John in den Siebzigern. 1971 war er der erste Künstler seit den Beatles, der mit vier Titeln gleichzeitig in den amerikanischen Top Ten vertreten war. Mitte der Siebziger schrieb er mit John Lennon den Nr.1-Hit "Whatever Gets You Through the Night", der nicht auf der Best Of enthalten ist. Doch auch seine eigenen Songs waren sehr erfolgreich in den Charts.
"Your Song", "Rocket Man", "The Bitch Is Back", "Goodbye Yellow Brick Road", "Candle In The Wind" und "Crocodile Rock" waren Hits dieser Jahre, die heute noch fast jeder er-kennt, und die alle auf vorliegender Doppel-CD einen angemessenen Platz gefunden haben. "Bennie and the Jets" gehört als einer der ersten Fünf-Minuten-Songs, die im Radio gespielt wurden, sowieso in jede Best Of. Recht gut ist auch die wichtige Rolle von Texter Bernie Taupin dokumentiert, der Elton in den 70ern 23 Top 40 Hits, fünfzehn Top 10 Singles und fünf Nr.1-Hits auf den Leib schrieb.
Die chronologische geordnete "Greatest Hits 1970-2002" umschifft die kreative Lücke, die Taupin hinterließ, nachdem sich die beiden zerstritten hatten, indem sie die Zeit zwischen 1976 und 1982 einfach ausblendet. Trotzdem drängt sich beim Hören von CD 2 der Gedanke auf, dass der kleine Mann mit Brille, Hut und Federboa trotz "I'm Still Standing" (1983) seine beste Zeit vielleicht doch in den Siebzigern hatte.
"I Want Love" und "This Train Don't Stop There Anymore" vom letzten Studioalbum "Songs From The West Coast" beweisen zwar, dass Elton John immer noch wunderbare Balladen schreiben und singen kann. Doch spätestens, wenn der Superstar (!) himself und LeAnn Rimes ihre Stimmen auf der rutschigen Unterlage wabernder Streicher in höchste Höhen quälen ("Written In The Stars"), möchte man doch noch die Auswahl schimpfen: Wo verdammt noch mal ist eigentlich "Little Jeannie"?
Noch keine Kommentare