Details

Mit:
Datum: 21. Februar 2002
Location: Animal House
Donaueschingen
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Schwitzen, schreien und rocken im finsteren Schwarzwald.

Review von Andrea Vetter

Die größte Party geht doch meistens in einem kleinen Club – diese Weisheit hat der Gig von Emil Bulls und Kungfu im Donaueschinger Animal House im finsteren Schwarzwald mal wieder eindrucksvoll bestätigt. Jeder der 400 Gäste, einschließlich der Bands, hatte an diesem Abend wohl einen Heidenspaß.

Eröffnet wurde der Reigen von "Snapshot", die für dieses eine Konzert lokale Vorgruppe der Alternative-Aufsteiger werden durfte. Laut und radikal stimmten sie einen Teil des Publikums bereits auf hartes Pogen ein. Und dann Kungfu, die heute ihren Abschied von den Bulls und der Tour nehmen. "Ich würde am liebsten gar nicht mehr heimgehen", ruft Sänger Jan Lafzanoglu dem Publikum zu, und das merkt man der ganzen Band an. Immer wieder verlässt Jan die absperrungsfreie Bühne und mischt sich unter die Tanzenden, wühlt sie auf und hinterlässt einen sich wild bewegenden Menschen-Knäuel, wenn er zu seinen Bandkollegen zurückkehrt. Und auch die Emil Bulls sind offensichtlich auf ihre Weise dabei, Spaß zu verbreiten: Zuerst werfen sie ständig Rauchbomben auf die Bühne und marschieren bei der Zugabe im "Walk-Like-An-Egyptian"-Stil über die Bretter, dann schnappen sich Gitarrist Christian "Chrissy" Schneider und Bassmann Jamie "Cit" Richardson ihre Instrumente und stimmen gemeinsam mit Kungfu "Eye Of A Tiger" an, bevor die Musiker um Christian Neander fürs erste die Bühne verlassen.

Emil Bulls, heiß erwartet von den Fans, bieten vom ersten Ton an überzeugende Rockmusik. Hart und unerbittlich, aber ohne die Vielschichtigkeit und Filigranität des Albums zu verlieren, gehen die bayrischen Jungs zur Sache. So wird jeder Song zum absoluten Abtanz-Kracher. Halt gemacht wird vor gar nichts, selbst Megadeth werden mit einem Cover-Song gehuldigt. Überhaupt lässt das Konzert die Metal-Wurzeln der Jungs deutlich durchscheinen. Nicht nur die komplette Tanzfläche jumpt und bebt die ganze Zeit über, sondern auch die Zuhörer auf dem oberen Balkon zappeln was das Zeug hält.

Der Sänger Christoph "Christ" von Freydorf schwitzt und schreit und rockt sich die Seele aus dem Leib. Hier hat jeder das Gefühl, echten und erdigen Rock der neuen Generation, aus Leidenschaft gespeist, miterleben zu dürfen. Der Jägermeister rinnt immer wieder die Kehlen der Musiker herab, ab und an fällt auch eine Restflasche für das Publikum mit an, was die Stimmung zusätzlich anheizt. Bei der Zugabe schließlich reicht es bei Christ nicht mehr zu einer Ansage, er stammelt, kichert und stolpert über die Bühne, fragt das Publikum "Können wir zusammen noch einen?", und die Menge, im Gefühl, hier mit einem alten Kumpel Musik zu fühlen, stimmt begeistert zu. "So besoffen war ich noch nie auf 'nem Konzert", entschuldigt sich der Frontman noch, aber er müsse schließlich heute Kungfu verabschieden. Da bei dieser Mega-Party aber sowieso das ganze Publikum mit am Feiern ist, stört das mal wirklich keinen. Nach dem Zugabe-Song "Das Bier in München ist am Besten", angestimmt von Gitarrist Stephan Karl "Moik", beehren dann auch die vier Kungfu'ler ihre Freunde noch mal, und werfen sich samt nicht angeschlossenen Instrumenten auf die Bühne, um in großer Metal-Pose mitzujammen. Ein würdiger Abschluss für ein großes Konzert in einem kleinen Club.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Emil Bulls

Mit der Schublade NuMetal können die Emil Bulls wenig anfangen. Wen wundert's, schließlich sind Schubladen bei Musikern kaum beliebt. Sie fühlen sich …