laut.de-Kritik

Würdiger Tribut an ein bewegtes Leben.

Review von

Emiliana Torrini nahm zuletzt Alben mit Kid Koala und dem Colorist Orchestra auf, doch auf ein neues Solowerk wartete man seit 2013. Als Inspiration zu "Miss Flower" dienten nun Liebesbriefe, die zahlreiche Verehrer an die Mutter von Torrinis bester Freundin schrieben.

Auf "Miss Flower" spinnt die Isländerin, basierend auf diesen Briefen, die Lebensgeschichte dieser Frau, die Geraldine Flower hieß und ganze neun Heiratsanträge ablehnte, um unabhängig zu bleiben, gedanklich weiter. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf die Sichtweise der männlichen Bewerber.

Den Beginn macht "Black Water", das mit trippigen Klängen, Spoken Word-Einsprengseln und ambienten Zwischentönen an den Downtempo-Sound Torrinis in den späten 90er-Jahren erinnert. Jedoch ruht sich die Sängerin nicht auf ihrer Vergangenheit aus, wie die stakkatohaften, unruhigen Sounds in "Lady K" verdeutlichen. Trippiger gestaltet sich wieder "Waterhole", das mit seinem R'n'B-Einschlag etwas an Lorde denken lässt. "Dreamers" stellt dagegen eine Nummer dar, die mit sanften akustischen Klängen und Pianotönen zum Träumen einlädt.

Etwas ungezwungenere Klänge bekommt man in der Mitte, in der die Erotik in den Vordergrund rückt, geboten. So singt die Isländerin im Titelstück zu schwülen, sommerlichen Gitarrentönen von körperlicher Anziehung und Leidenschaft. Mit "Let's Keep Dancing" gibt es sogar ein karibisch beeinflusstes Duett mit Harold Prieto, einem Musiker aus Trinidad. Leider driftet Torrini in den beiden Songs etwas zu sehr ins Poppige und Gefällige ab. "Jungle Drum" lässt grüßen.

In "Love Poem" kommt jedoch wieder mehr die ruhige Seite der Isländerin zum Tragen, wenn sie auf erzählerische Weise zu einer minimalistischen Synthesizermelodie ein Gedicht Miss Flowers an ihren Langzeitverliebten vertont. Ebenso minimalistisch fällt "The Golden Thread" aus, das verschlafene Ambienttöne und eine eingängige, an Lana Del Rey erinnernde Melodie besitzt. Das versunkene Pianostück "A Dream Through The Floorboards" kommt am Ende gänzlich ohne Gesang aus.

Jedenfalls setzt Emiliana Torrini mit "Miss Flower" einem bewegten Leben ein würdiges Denkmal. Dabei klingt sie wieder etwas zugänglicher und melodiöser als auf ihren Kollaborationsalben, ohne dass ihre experimentelle Seite zu kurz kommt.

Trackliste

  1. 1. Black Water
  2. 2. Lady K
  3. 3. Waterhole
  4. 4. Dreamers
  5. 5. Miss Flower
  6. 6. Black Lion Lane
  7. 7. Let's Keep Dancing
  8. 8. Love Poem
  9. 9. The Golden Thread
  10. 10. A Dream Through The Floorboards

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