laut.de-Kritik
Präzise, antreibend, rustikal und obszön.
Review von Eberhard DoblerDas Manifest beginnt natürlich mit einem Rülpser - wie es sich für einen Majorplayer im Rapgame gehört. Nach weltweit über 65 Millionen verkaufter Platten steht die erste Eminem-Best Of in den Läden. "Curtain Call" enthält neben gängigen Hits drei neue Stücke, einige rare Tracks sowie persönliche Lieblingsnummern des weißen Rapstars, den die Black Community mehr respektiert als liebt.
Dank unermüdlicher Arbeit (und später Dr. Dres Support) schoss Slim Shady mit Überschallgeschwindigkeit an die Spitze. Seine wortreichen und dennoch präzisen Raps trafen mit den kompakt pumpenden Instrumentals (meist von Marshall selbst oder von Dre produziert) im Jahr 2000 den Nerv der Zeit. Da Em nebenher noch eine Ader für Singalong-Refrains à la "Lose Yourself" oder "Sing For The Moment" offenbarte, stand die Tür zum Mainstream offen.
Nach einem ähnlichen Erfolgsprinzip funktionieren die Durchbruchsnummer "My Name Is", die verdreht antreibenden Bouncer "The Real Slim Shady" und "Without Me" oder das rustikale "Just Lose It". Em landete aber auch mit melancholisch-nachdenklichen Stücken wie "Stan (feat. Dido)", "Mockingbird" und "Like Toy Soldiers" ganz oben in den Charts. Eine Vocal-Kollabo mit Mentor Dr. Dre ("Guilty Conscience") sowie die mutige, wenn auch prestigeträchtige "Stan"-Liveversion mit Elton John von 2001 runden die Compilation ab.
Dazwischen streut der Rapstar neue Tracks, wie die eindringlich pathetische Single "When I'm Gone" (Slim thematisiert sein Leben zwischen Drogen-Entzug, Familiencrash und Karriere) - schon allein wegen des Titels dürften erneut Spekulationen über seine Verrentung aufflammen. "Fack" präsentiert den durchschnittlichen Eminem-Flow, während "Shake That" als Highlight der Neulinge durchgeht. Der körnig swingende Club-Tune mit G-Funk-Tenor Nate Dogg gehört zu den am obszönsten groovenden Nummern, die der Detroiter in jüngster Zeit abgeliefert hat.
Wer sich die Deluxe-Edition zulegt, bekommt noch "Stan's Mixtape" mit sieben weiteren Stücken obendrauf. Hier bleibt der zwingenste Tune "Dead Wrong RMX (feat. Notorious B.I.G.)" mit seinem gefährlich einlullenden Old-School-Groove. Die Kollabo mit Jay-Z ("Renegade") gerät amtlich, Songs wie "Shit On You (feat. D-12)" dürften Eminem-Fans dagegen längst bekannt sein.
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