laut.de-Kritik

Relaxter Country mit einem Schuss Lagerfeuer-Romantik.

Review von

Alte Liebe rostet nicht. Vor über dreißig Jahren trafen Emmylou Harris und Rodney Crowell erstmals aufeinander. Die damalige Zugehörigkeit in Emmylous Band ebnete Rodney den künstlerischen Weg als eigenständiger Musiker, Sänger und Produzent. Erstmals präsentieren sie nun ein gemeinsames Album mit Classics aus eigener und fremder Feder, das den Country klassischer Prägung äußerst relaxt angeht.

Doch zunächst ist warmwerden angesagt, denn die beiden Opening-Tracks steuern zu sehr auf der Nummer Sicher-Schiene. In "Hanging Up My Heart" hinterlässt nur Emmylous Einsatz einen überdurchschnittlichen Eindruck. Roger Millers berühmte "Invitation To The Blues" lässt eben jenen Blues zu weit außen vor, und lässt handelsüblichem Klischee-Gefiedel übermäßig viel Spielraum.

Doch dann bittet der "Spanish Dancer" Emmylou zum Engtanz aufs Parkett und sorgt für die ersten nachhaltigen Eindrücke. Vor entschlackter Soundkulisse, nur von kargem Arrangement umgeben, zieht Miss Harris' noch immer glasklare und zielgerichtete Intonation in den Bann. Danach steht Crowell mit einer Eigenkomposition im Rampenlicht. Sein "Open Season On My Heart" weist ihn als Storyteller erster Güte aus.

Jetzt ist der Longlayer so richtig in Fahrt und setzt mit "Chase The Feeling" den eingeschlagenen Weg mit beherztem Honky Tonk und viel Biss fort. Eine effektvoll eingewobene, straight agierende E-Gitarre im Stile von Chuck Berrys "Memphis, Tennessee" gefällt durch selbstbewusstes Vorgehen. Und löst sich so gekonnt aus dem Dasein als bloße Arrangement-Beigabe.

Für Musikfreunde, die ein betont rockig-bluesiges Fundament oder gar echte Crossover-Momente erwarten, hat "Old Yellow Moon" trotz dieses Ausflugs sicher zu wenig zu bieten. Klassische Sounds mit Lapsteel, viel Akustik und Fiddle stehen im Vordergrund. Emmylou und Rodney haben mit gewagten Neuerungen zwar nichts am Stetson, agieren aber erfreulicherweise dennoch nie als schlichte Nachlassverwalter.

Die Chemie zwischen den beiden stimmt, besonders gut festzumachen im intensiv und emotional eingespielten Duett "Black Coffeine". Spätestens hier ist klar, dass das Album neben den durch ihr Tempo auflockernden Einspielungen vorwiegend auf ruhige Zuhörmomente setzt. Langeweile kommt deswegen nicht auf, im Gegenteil.

Denn gerade in den zurückgenommenen Nummern spielen Harris/Crowell ihre (Lebens-)Erfahrungen und persönliche Klasse voll aus. "Old Yellow Moon": Kein ungestümer Ausritt über die Prärie, sondern ein Album mit viel spätabendlicher Americana-Lagerfeuerromantik.

Trackliste

  1. 1. Hanging Up My Heart
  2. 2. Invitation To The Blues
  3. 3. Spanish Dancer
  4. 4. Open Season On My Heart
  5. 5. Chase The Feeling
  6. 6. Black Coffeine
  7. 7. Dreaming My Dreams
  8. 8. Bluebird Wine
  9. 9. Back When We Were Beautiful
  10. 10. Here We Are
  11. 11. Bull Rider
  12. 12. Old Yellow Moon

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