laut.de-Kritik
Dieser Speed Metal atmet einen überdeutlichen 80er-Jahre Spirit.
Review von Michael EdeleDas Tempo, mit dem sich Enforcer vom gemütlichen Ein-Mann-Projekt zum hoffnungsvollen Nuclear Blast-Zugpferd entwickelt haben, ist schon erstaunlich. Gerade mal drei Alben benötigten die Schweden, um mit ihrem sehr traditionell angelegten (Speed) Metal ganze Horden an Fans hinter sich zu vereinen.
Ok, der Hype um traditionelle Sounds und Stile kommt der Sache mit Sicherheit entgegen, aber ohne das entsprechend Händchen in puncto Songwriting hätte es Olof Wikstrand mit seinen Jungs wohl kaum so weit gebracht. Nach dem Ausstieg des zweiten Gitarristen Anfang 2011 griff Sänger Olof einfach wieder selber zur zweiten Gitarre, und dieser Schritt zahlt sich auf "Death By Fire" ohne Frage aus.
Der Mann ist nach wie vor der kompositorische Kopf hinter der Band und gibt nach dem kurzen Klavierintro "Bells Of Hades" mächtig Gas. Das Songwriting, die Produktion, die Stimme von Olof - alles atmet einen überdeutlichen 80er-Jahre Spirit, der bei Verfechtern der 'früher war alles besser'-Theorie für durchgehend feuchte Hosen sorgen dürfte. Denn was auf dem Vorgänger noch nicht fokussiert und ausgewogen klang, erscheint nun wie aus einem Guss.
Selbst, wenn man mit dem klassischen Speed Metal der 80er nicht (mehr) allzu viel anfangen kann, muss man den Jungs definitiv zugestehen, dass sie mit Herzblut und jeder Menge Können an die Sache rangehen. Jede der neun Kompositionen hat Hand und Fuß, besitzt eine unglaubliche Spielfreude und macht einem schlicht und ergreifend noch mal bewusst, woraus sich die härten Sounds des Heavy Metals ursprünglich entwickelt haben.
Die Schweden müssen die Alben von Bands wie Exciter, Anvil oder Steel Agent wirklich mit der Muttermilch aufgesogen haben. Genauso wie die Helden der NWOBHM, die vor allem im instrumentalen "Crystal Suite" zum Tragen kommen. Ein wenig aus dem Rahmen fällt eigentlich nur "Take Me Out Of This Nightmare" das mit seinem absolut eingängigen Chorus fast was aus der L.A.-Szene hat.
Ganz im Gegensatz dazu steht ein Flitzer wie "Sacrifice" und wenn das finale "Satan" nicht auf dem selben Boden gewachsen ist wie Metallicas "Kill 'Em All", dann weiß ich auch nicht mehr. Ob der junge Schwedenhaufen deswegen der Heilsbringer ist, zu dem viele Magazine sie schon wieder hochstilisieren, bleibt erst einmal abzuwarten.
3 Kommentare
Geil. Wird gecheckt.
Oha, wer schimnpft denn sonst gegen die Retrowelle? Aber hier ein Abziehbild des 80er Jahre "Speed"-Metal (dümmste Genrebezeichnung überhaupt) und dürfte höchstens für den interessant sein, der gerade mal die letzten 20 Jahre verschlafen hat. Ein Armutszeugnis für den heutigen Metal, das nur noch gutes Material kommt, wenn man altes covern muss. Eigentlich machen Enforcer alles richtig - richtiger als andere Bands, aber mir fehlt das gewissen Etwas, was das Prädikat "neu" verdient. Dennoch gehen die vier Punkte in Ordnung "Mesmerized by Fire" - angesichts der Traurigkeit an Musik, die in letzter Zeit hier mit drei Punkten belohnt wurde. Dagegen ist das ja fast ein Meilenstein.
Frisch und geil