laut.de-Kritik
Die volle Live-Ladung für alle Fans der Hardcore-Trancer.
Review von Andreas DittmannBis Enter Shikari mit einem dritten Album anrücken, wird es wohl noch ein wenig dauern. Um den treuen Fans die Wartezeit etwas zu verkürzen, haben die Jungs vier Konzerte aufgenommen und auf zwei DVDs und eine CD gepackt. Der Backstage- und Tour-Alltag darf da natürlich nicht fehlen. Ein ordentliches Packet für Shikari-Anhänger.
Die CD bietet den Weihnachtsauftritt von 2010 in Hatfield, die Menge tobt eine Stunde lang, während sich die Band einen Wolf schreit, singt und spielt. Hits wie "Solidarity", "Zzzonked", "No Sssweat" und "Sorry, You're Not A Winner" zimmern Enter Shikari routiniert runter. Ein kleiner Höhepunkt ist das von der Band mehrstimmig begleitete "Gap In The Fence", bei dem Sänger Rou auf seiner Konzertgitarre sanft vor sich hin zupft.
Man vergisst ja schnell mal, dass Enter Shikari zwar eine Party-Band sind, zum großen Teil aber hoch politische und systemkritische Texte schreiben. So kommt die Ansage "The next song ist about rippin' up, destroying and destabilising the current capitalistic system, that we live in. The capitalism is paralizing the evolution of our fucking species" doch recht überraschend. Das folgende "Destabilise" ist ein monstermäßiges Brett, das Publikum rastet komplett aus.
Die versammelte Fanschar ist ohnehin perfekt vorbereitet, feiert alle Songs übelst ab und singbrüllt jede einzelne Textzeile (manchmal sogar die E-Gitarren- und Elektro-Melodien) mit. Was für eine Stimmung. Wer da noch ein trockenes Shirt trägt, hat irgendwas falsch gemacht.
Der Sound ist dagegen nicht immer gelungen. Oftmals verschwindet der Gesang hinter den brachialen Gitarrenwänden, während die Synthies meist zu brutal im Vordergrund stehen. Auch das Bild der DVDs ist größtenteils eher mau.
Wer schon mit der hektischen Mischung aus Hardcore und Trance nichts anfangen kann, dreht bei den Video-Aufnahmen erst recht am Rad. Die sind nämlich dermaßen schnell geschnitten, dass einem schwindelig wird. Dazu kommt die ständig flackernde Lichtshow und die unruhige Kameraführung. Vor allem das Hatfield-Konzert und eine Secret-Show in Camden erweisen sich als tierisch anstrengend.
Der kleine Club ist dermaßen überfüllt, dass die Kameramänner keine Sekunde still halten können. Die besten Videoaufnahmen stammen von der Show in Hammersmith. Leider ist der Gig etwas zu kurz geraten. Beim Konzert in Tokyo sieht man permanent die Time-Line unten am Bildschirm weiterlaufen. Äußert nervig. Die Touraufnahmen aus Russland sind nett und teilweise ganz unterhaltsam, bieten aber keinen wirklichen Mehrwert. Fans dürften aber ihre Freude haben und für die wurde das Paket schließlich geschnürt.
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