laut.de-Kritik
Die Könige des kontrollierten Chaos schlagen wieder zu.
Review von Kai ButterweckMan solle sich, sein Umfeld und natürlich auch den Rest der Geschehnisse auf der Welt immer wieder hinterfragen, heißt es aus dem Munde von Enter Shikari-Frontmann Rou Reynolds. Vor allem auf dem neuen Album "The Mindsweep" versuche man die Leute für derartiges Umdenken verstärkt zu sensibilisieren, so der Sänger von der Insel. Das beziehe sich im Übrigen nicht nur auf die Texte sondern auch auf die Musik.
Nun, inhaltlich mag das sicherlich problemlos funktionieren; denn abgesehen von immer wieder eingestreuten Trademark-Shouts kann man den cleanen Gesangspassagen problemlos folgen. Musikalisch hingegen stößt man bereits nach knapp zehn Minuten an Wahrnehmungsgrenzen. Was soll noch mal hinterfragt werden? Und wie soll ein derart abgedrehter Mix aus Metal, Hardcore, Pop, Elektro, Trance, Hip Hop und Dubstep die Gedanken auch nur halbwegs in eine fokussierte Richtung leiten?
Es herrscht mal wieder flächendeckendes Chaos im Reich der Engländer. Nach nicht einmal zehn Minuten klingeln bei Freunden strukturierter Klänge bereits die Ohren. Brettharte Hardcore-Elemente, die im Verbund mit eingestreuten Boyband-Erinnerungen aus den Achtzigern und flirrenden Elektro- und Dub Step-Zusätzen mehr Staub aufwirbeln als Jutta Kleinschmid während der Wüstenrallye Dakar, werfen die Masse erwartungsgemäß vollkommen aus der Bahn. Fans der Briten hingegen werden sich vor Freude auf die Schenkel klopfen. Wieder einmal öffnen Enter Shikari sämtliche Schleusen. Alles ist erlaubt ("The Appeal & The Mindsweep", "The One True Colour").
Auch nach dem bereits Ausrufezeichen setzenden Einstieg lässt die Band nicht locker. Mit urbanen Crossover-Grooves ("Anaesthetist", "The Bank Of England"), die den kompletten Linkin Park-Backkatalog der vergangenen zehn Jahre wie einen Kindergeburtstag-Soundtrack klingen lassen, und einem völlig abgedrehten Gruß in Richtung System Of A Down und Co ("There's A Price On Your Head") festigen die Insulaner ihren Status als ungekrönte Könige des kontrollierten Chaos.
Um die ganze wild hin und her schaukelnde Querfeldein-Melange aus detailverliebt arrangiertem Krawallo-Gezucke und dynamischen Laut-leise-Spielereien nicht völlig aus dem Ruder laufen zu lassen, schickt der Vierer den einen oder anderen beruhigenden Part mit ins Rennen. Mit wahlweise poppig tanzbaren, mitunter fast schon eingängigen Einwürfen ("The Last Garrison", "Myopia") oder ungewohnt melancholisch Balladeskem ("Dear Future Historians") geleiten die Briten ihre Gefolgschaft nach nebenan zum Beineentknoten. So kommt es zu keinen Folgeschäden. Vorbildlich!
4 Kommentare
So groß ist die Freude unter den Freunden der Briten vielleicht gar nicht. Die Platte ist im Vergleich zum genialen "A Flash Flood Of Colour" erschreckend hitfrei und in ihrer unstrittigen Buntheit mitunter arg zäh. Man hört sich rein, etliche Songs entpuppen sich als Grower, und die stilistische Bandbreite ist schon fein. Aber eine Rakete braucht auch dicke Düsen, und die stottern diesmal ziemlich... wirkt leider an vielen Stellen, als würden ES vor lauter Innovationswillen über die eigenen Füße stolpern...
Die waren früher schon übel.. und haben dann auch noch stark nachgelassen.
Ultra eintönig und kack langweilig. Bisher schlechtestes Album.
jetzt schon das nervigste album des jahres