laut.de-Kritik

Der Erpel des Rap zieht ungerührt seinen Gummistiefel durch.

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Möglicherweise verbirgt sich bereits im Veröffentlichungsdatum ein ironischer Kommentar. Nach der "Feder Gottes" wagt sich Entetainment erneut wenige Wochen vor den höchsten christlichen Feiertagen mit einem Album ans Licht der Öffentlichkeit. Stellvertretend für all die gepeinigten Artgenossen, die zu Ostern ihren Weg auf die gedeckte Tafel finden, vollzieht der Rapper die Rache der Gänsevögel. Dazu passend geht er eine unheilige Allianz mit der Gegenseite ein, "Teufel Sei Dank".

Die Rezeption vorwegnehmend, deklariert Entetainment sein zweites Album im eröffnenden "Extase Des Teufels" kurzerhand als "Meisterwerk". Dabei fügt der Erpel des Rap seinem Œuvre nur wenig Spannendes hinzu. Nach wie vor klingt sein Vortrag so, als hielte er sich währenddessen eine Taschenlampe unter das Gesicht. In Verbindung mit seinem Ich-weiß-was-du-letzten-Sommer-getan-hast-Outfit und der charakteristischen Entenmaske schwingt in seinem ganzen Auftritt eine parodistische Note mit, die er jedoch nie vollständig ausspielt.

Stattdessen bleibt der "Abtrünnige des Herrn" seinem überschaubaren Horror-Kosmos aus Mord und Totschlag treu. Dazu pflegt er seine Vorliebe für erzwungene Punchlines: "Ich bring' Hass auf den Beats und es wird magic, wie wenn ein Engländer dir das Wort 'matschig' vorliest." Zwar zwingen homophone Wortspiele immer auch zum Mitdenken, doch leider hat Kollegah diese Disziplin bereits vor einem Jahrzehnt durchgespielt: "Es ist wie mein verwucherter Garten: Du siehst mich niedermähen."

Auf der anderen Seite ringt seine konsequente Beibehaltung dieses Stils auch Respekt ab. In einer Szene, deren Vertreter bei aufziehenden Trends weitgehend in Duldungs-Starre verfallen, zieht der Rapper im Regenmantel ungerührt seinen Gummistiefel durch. Sentimentalitäten haben eher noch abgenommen. Auf Auto-Tune verzichtet Entetainment gänzlich. Den Marktvorgaben kommt er nur minimal entgegen, wenn er seine Zeilen auf "Skalp", "Betontribunal" oder "Roter Meteor" über trappige Beats legt.

Letztgenannter Song fällt als Storytelling-Beitrag aus dem Rahmen. Entetainment skizziert, wie ein Himmelskörper auf der Erde einschlägt, seine virale Fracht freisetzt und eine Zombie-Epidemie auslöst. Die Betonung des geschichtsträchtigen Datums 9. November lässt kurz aufhorchen, doch der Rapper konkretisiert den Gedanken nicht weiter. Ebenfalls aus der Reihe fällt "Extase Des Teufels", in dem sich der offensichtlich fleißige "Game Of Thrones"-Zuschauer "bis zum Thron" kämpft. Der Bluthund ist ja allgemein bekannt, aber ob sich die Ente gegen Cersei Lannister durchsetzen kann?

Für Entetainment liegt die Antwort auf dem Flügel. Seine im Battle-Rap erprobten Überlegenheits-Gesten schlagen auch gerne mal in Fan-Verachtung um: "Du feierst mich, doch bist zu beschränkt für den Stoff." Beim Konsumverhalten der Anhängerschaft können aber auch mal Zweifel aufkommen: "Ich handel im Zeichen des Bösen. Klingt zwar verrückt, doch so mancher zahlt für diese Art Kunst gerne ein kleines Vermögen." Ein Blick auf den Preis der Deluxe-Box des Albums und den dazugehörigen Amazon Bestseller-Rang bestätigt die Behauptung umgehend.

"Du hörst mein Album. Es berührt dich nicht, aber tut trotzdem weh so wie Laserstrahlen." Entetainment kann sich offensichtlich hervorragend in seine Hörer hinein versetzen, die ihm nicht blind folgen. "Ist das, was ich hier tu' die Medizin oder ein Teil des Gifts?", stellt er in "Schwarze Fee" selbstkritisch fragend in den Raum. Doch glücklicherweise besinnt er sich in "1312" der eigenen Bedeutung: "Du sagst, du machst mich zur Leiche. Das wär' kacke, das weißte? Denn dann wär' die Szene duckless wie Michael."

Trackliste

  1. 1. Extase Des Teufels
  2. 2. Blutrausch
  3. 3. Teller Schein Visa
  4. 4. Tropikill
  5. 5. Betontribunal
  6. 6. Skalp
  7. 7. Buntes Papier
  8. 8. 1312
  9. 9. Darkweb
  10. 10. Himmelswächter
  11. 11. Roter Meteor
  12. 12. Triste Gewalt
  13. 13. Schwarze Fee

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