laut.de-Kritik
Lauwarmer Budenzauber mit Kaulitz und Bieber.
Review von Sven KabelitzDer Rummel ist in der Stadt. Es geht hoch her, Leuchtstäbchen für alle und die Hallertauer Hopfenkönigin winkt dem Fußvolk. Wenn Mami es erlaubt, machen wir Party bis um Elf! "The Budenzauber don't start 'til I walk in". Den Soundtrack hierfür liefern im Mai 2012 Far East Movement. Aber auch nur, weil Kesha und die Black Eyed Peas momentan verhindert sind.
Tiefe dreckige Bässe und sich ins Ohr fressende Hooks warten auf Dancefloor und Cabrio. Der Musik auf "Dirty Bass" kann man ihre Funktionalität nicht absprechen. Aber das selbe gilt ja auch für Abführmittel. Das Ergebnis ist in beiden Fällen sogar recht ähnlich.
"Fly With U" mit Justin Bieber bietet Ibiza-Feeling, "Where The Wild Things Are" mit Crystal Kay die Untermalung zum nächsten privaten Hangover-Jungesellenabschied. Oder war das jetzt doch anders herum? Egal ist ein Handkäs, der stinkt von beiden Seiten.
Denn ein wirklicher Unterschied zwischen den einzelnen Tracks des Longplayers ist nur schwer zu finden. Alle sind mit der selben lauwarmen Nadel gestrickt. Dem Lasersynthrefrain, frisch aus den 1990ern importiert, steht ein basslastiger Rap-Part entgegen und wieder zurück. "Dirty Bass" bietet die internationale Antwort auf "Flätrate".
Da das Feature-Flittchen Rihanna dann wohl doch zu teuer für einen Gastauftritt war, finden Far East Movement Ersatz in Magdeburg. Bill Kaulitz veredelt den Song "If I Die Tomorrow" mit seiner ausgefeilten Gesangstechnik. Dank Einsatz von allen möglichen Effekten, zuallererst dem guten alten Autotune, bleibt nichts davon übrig.
Selbiges Schicksal erleiden Cassie, Natalia Kills, Cover Drive und wie sie alle heißen. Auf "Dirty Bass" würden selbst Features von Jan Delay oder Axl Rose kaum Wiedererkennungswert bieten. Um das Namedropping komplett zu machen und selbst den letzten Dummbatz vom Kauf des Albums zu überzeugen, stehen aber auch noch Pitbull und Tyga bereit.
Die einzige Person, die auf "Dirty Bass" hörbare Spuren hinterlässt, war an den Aufnahmen nicht einmal beteiligt: Leslie Feist. Far East Movement gehen tatsächlich so weit, mit einem Sample in "Little Bird" den Track "Caught A Long Wind" von "Metals" in ihre niederen Gefilde herabzuziehen. Für diese Tat gebührt den vier Lümmels ein Rendezvous mit der eisernen Jungfrau. Mindestens. Wobei "Little Bird" mit seinen runtergeschraubten BPM im Vergleich zum restlichen Klumpatsch einer Wohltat gleichkommt.
Textlich bleibt der Hauptaugenmerk auf Party, Saufen, Bitches und Mokkastübchen. "This beat make me go wow / This drink make me fall down / I party hard like carnival / Let's burn this motha down." Mich dünkt, es hat einen Grund, warum die Texte nicht abgedruckt sind.
Um noch etwas mehr auf Nummer Sicher zu gehen, werden noch schnell die beiden erfolgreichen Singles "Like A G6" und "Rocketeer" vom Vorgänger "Free Wired" auf "Dirty Bass" geklatscht. Das erweist sich natürlich als absolut entbehrlich, macht aber in seiner Nutzlosigkeit in diesem Umfeld doch wieder Sinn. Was passt wird passend gemacht.
10 Kommentare mit 3 Antworten
großartiges plädoyer!
Gema, manchmal find ich dich ok.
Es gibt schimmere Musik.
Böse Review!
Justin Bieber UND Bill Kaulitz auf einem Album zu featuren ist schon mutig. Aber woher wisst ihr, dass Billie Boy ausgefeilte Gesangstechniken drauf hat? Halte ich für ein Gerücht!!
Amen.
Es mag Kacke sein aber es hätte noch viel oomphiger kommen können.
Das Album ist OK. Wieder mal übertriebt laut.de