laut.de-Kritik
Büffel und Pony kommen nicht zusammen.
Review von Tobias LitterstMit seinem zwölfköpfigen Racing Team, bestehend aus dem üblichen Rock-Instrumentarium und einem Bläser-Register, stand Farin Urlaub bislang nur auf der Bühne. Für sein drittes Soloalbum holte er das Team erstmals ins Studio. "Die Wahrheit Übers Lügen" enthält zwei Teile: "Büffelherde" ist elf Songs stark, das kleine Album "Ponyhof" enthält vier Tracks.
Ein Büffel wagte sich schon zwei Wochen vor dem Erscheinungs-Datum an die Öffentlichkeit: die Vorab-Single "Nichimgriff" repräsentiert den Sound des ersten, großen Albums: Zumeist handelt es sich um kraftvolle Rocksongs, umrahmt von zaghaften Bläsersätzen und üppigen Backgroundchören. In den meisten Fällen geben Rhythmus und Klang den Ton an, kunstvolle Melodien à la "Phänomenal Egal" sind hier rar.
Vor allem "Gobi Todic" und "Seltsam" fehlt die melodiöse Substanz. Textlich überzeugen die beiden Songs auf voller Linie, langweilen jedoch in musikalischer Hinsicht enorm. Auch andere Nummern sind klanglich lieblos verpackt, "Pakistan" etwa ist ein aalglatt produzierter Pop-Track mit Bombast-Echos und Akustik-Gitarre. Die Lyrics erzählen von der allseits bekannten Reiseleidenschaft des Herrn U. fern ab jeglicher Originalität.
Gleich darauf verfällt der Berliner in der Ballade "Niemals" in übertriebene Gefühlsduselei. Mit "Atem" beweist er dann doch, dass er auch Liebeslieder ohne Schmalz zu Stande bringt. Besondere Anerkennung verdient der Text, gespickt mit allerlei schönen Bildern.
Der Song "Krieg" stimmt ebenfalls versöhnlich. Der Dance-Beat-Rhythmus erinnert an die Ärzte-Single "Lasse Reden", der Hintergrund ist jedoch ein viel ernsterer. Eindrücklich erzählt Urlaub vom Krieg im Alltag, vom Kampf an den Supermarktregalen und im Straßenverkehr. Auch die Moritat "Die Leiche" ist ein Highlight. Mit akustischer Gitarre und zuckersüßem Frauenchor im Hintergrund besingt der Barde den makaberen Fund einer Leiche.
Von solchen Kleinoden hätte die Büffelherde eindeutig mehr gebraucht. Lockerheit, Humor und Experimentierfreude bleiben oft auf der Strecke. Das Meiste wirkt einfach zu verkopft.
Ganz anders verhält es sich auf dem Ponyhof. Da wirkt der Berliner erfreulich entspannt. Er nutzt den Reggae, um das Leben zu preisen ("I.F.D.G."), oder porträtiert treffend einen Vorgarten-Revoluzzer ("Zu Heiss"). Mit "Insel" begibt sich der Tausendsassa in Seeedsche Dance-Hall-Gefielde, bevor die Ska-Nummer "Trotzdem" den Optimismus feiert. Endlich kommen auch mal die Bläser des Racing Teams zum Einsatz.
Am Ende fragt man sich, warum Urlaub nicht ein paar Ponys unter die Büffel geschmuggelt hat. Hätte er alle Titel bunt gemischt und auf einen Silberling gebracht, wäre die Sache erheblich abwechslungsreicher ausgefallen.
29 Kommentare
kann der rezension zur abwechslung mal zustimmen, unglaublich langweilig, bis auf einige grandiose ausnahmen wie Atem und Insel..
Ach halt die Fresse.
Das Album ist klasse.
jup, bestes seit beethoven.
Ja, das vierte Album (When dark portraits whisper) meiner Schüler-Band, aber das kennen die auch gar nicht.
Bin jetzt auch auf diese Platte gestoßen. Gefällt mir sehr gut. Man merkt, wenn man Farins Solo-Sachen gehört hat, doch sehr gut, welche Ärzte-Songs alle seine Handschrift tragen.
Musikalisch finde ich es sehr variantenreich - er versucht sich erfolgreich an unterschiedlichen Stilrichtungen. Manche finden genau das kritikwürdig, mir gefällt es, da es sehr abwechslungsreich ist. Die Texte sind lustig ohne albern zu wirken. Aus Trotz gebe ich oben fünf Sterne, um die zu niedrigen Bewertungen auszugleichen. Realistischer wären sicher 4/5.
Gruß
sc
is doch kacke was in dieser rezension steht O.o
farin urlaub hat mal in nem interview gesagt, dass er eine rockscheibe haben wollte. beim letzten album wurde der gitarrensound von einem ska (Dermitder) unterbrochen. danach ging es mit rock weiter. das hat farin urlaub gestört. deswegen auch die entscheidung, für das neue album 2 (soundtechnisch) unterschiedlich scheiben zu machen.