laut.de-Kritik
Kein "like" für Allgemeinplätze.
Review von Andreas Dittmann"Deutschland ist scheiße – Deutschland ist Dreck! / Gib mir ein 'like' gegen Deutschland!" Ja, Feine Sahne Fischfilet sind eine Punk-Band. Eine der ganz linken Sorte, die sich das Anti-Fa-Logo in die CD-Hülle drucken, die gerne gegen Faschos und den Staat wettern und die deswegen im aktuellen Bericht des Verfassungsschutzes Mecklenburg-Vorpommern auftauchen und dort fast zwei Seiten füllen – mehr als der NSU.
Das muss man sich mal klar machen: Eine Punkkapelle tuckert von AZ zu AZ, schrammelt vollkommen unmodernen Rumpel-Punk, schmettert Texte über Nazis, Hass, Deutschland, Partys und Zusammenhalt, und bekommt damit mehr Aufmerksamkeit vom Verfassungsschutz als eine rechte Gruppierung, die für mehrere Morde in Deutschland verantwortlich gemacht wird. Kein Wunder, dass die Jungs da ganz schön angepisst sind.
Trotzdem ist es ein bisschen lächerlich, wie FSF erst "Stumpfe Parolen" ankreiden und dann genau in die gleiche Bresche schlagen. "Deutschland ist scheiße" ist eben kein Deut durchdachter als "Ausländer nehmen unsere Arbeitsplätze weg". Beliebte Allgemeinplätze gibt es halt auf beiden Seiten. FSF fühlen sich auf denen ziemlich wohl und feiern hier ausgiebige Partys.
Wenn es nicht gegen Nazis geht, dann eben gegen den Staat ("Das gleiche Rassistenpack"). Zwischendurch wird gesoffen, der Kater und die eigene Existenz beklagt und die Freundschaft besungen. Das ist manchmal äußerst gelungen, wie in "Komplett Im Arsch" oder "Mit Dir", manchmal aber auch ziemlich doof ("Dienstag Nacht"): "Ich find es toll, mir macht es Spaß / Die Freude steigt, ich mach mich nass / Die ganze Scheiße mal verdrängen / Weg von den Zwängen". Brrr, welch gruselige Reime.
"3 1/2 Meter Lichtgestalt" mit Gastsängerin Marie Curry hingegen ist wohl der beste Song der Platte und groovt in Richtung Indie - inklusive Geigen-Solo. Nach diesem kommt etwas Fahrt auf, Sänger Monchi übernimmt wieder das Mic und führt die Band nach Hause in den Punk. "Komplett Im Arsch", "Dorffeste Im Herbst" oder "Weit Hinaus" bauen eine Trompete ein und schielen Richtung Ska. "Riot In My Heart" und "Gefällt Mir" sind dafür richtige Punk-Kracher. Auf die zwölf und ab dafür.
Die Mucke geht gut rein ins Ohr, die Trompeten-Melodien bleiben dort eine Weile, der ein oder andere Refrain auch. Im Großen und Ganzen ist "Scheitern & Verstehen" aber unspektakulär – es fehlt die Sprengkraft. Auch wenn sich die Jungs völlig zu Recht über die Aufklärung der NSU-Morde, die Bild-Zeitung oder Faschismus auf aller Welt aufregen, so nerven auf Albumlänge dann doch die zum Teil unbeholfenen Texte und platten Sprüche. So richtig wird man mit FSF nicht warm. Kein "like" gegen Deutschland.
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