laut.de-Kritik

Die Nightwish-Sängerin auf poprockigen Pfaden.

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Im Oktober letzten Jahres mussten Nightwish-Fans ganz tief durchatmen, als bei Sängerin Floor Jansen Brustkrebs diagnostiziert wurde. Wenige Wochen später verkündete sie jedoch nach einer OP via Social Media, dass sie "krebsfrei" sei. Außerdem verriet sie kürzlich auf Instagram, dass ihre sechsjährige Tochter Freja ein Geschwisterchen bekommt. Nun bringt sie mit "Paragon" ihr erstes Soloalbum auf den Markt. Das entstand mit Hilfe des Singer/Songwriters und Produzenten Gordon Groothedde und hat mit der Musik ihrer Hauptband so gut wie rein gar nichts zu tun.

Vielmehr wandelt sie auf poprockigen Pfaden, wie schon der Opener "My Paragon" unter Hinzunahme leichter EDM-Anleihen beweist. Dabei kommen die Strophen in einer eher ruhigen Stimmlage daher, die im Refrain abrupt ins Kraftvolle übergeht. Zum Ende hin erfährt das Stück dann noch eine emotionale Steigerung. An dem Songwritingschema ändert sich auch im weiteren Verlauf nicht viel.

In "Daydream" und "Invincible" war es das schon mit der Elektronik. Seichte Formatradio-Klänge mit ein wenig Streichereinsatz stehen auf dem Programm, über denen Floor etwas zu souverän agiert. So richtig Gänsehaut kommt da nicht auf, zumal die Musik schon ziemlich nach Castingshow klingt. Als interessanter erweist sich da schon "Hope", das von ruhiger Gitarre und warmer Stimme lebt. In "Come Full Circle" gesellen sich schließlich noch zu den poprockigen Tönen sinfonische Elemente hinzu, so dass der Track in etwas weniger seichterer Form auch gut auf ein Nightwish-Album gepasst hätte.

"Storm" zielt wieder auf einen Powerrefrain, der diesmal mit stampfenden Sounds stark an Imagine Dragons erinnert. Danach drückt die Nightwish-Sängerin in "Me Without You" etwas zu sehr auf die Herzschmerz- und Tränendrüse. Etwas mehr Kreativität kommt dann wieder in "The Calm" zum Tragen, das die Laut/Leise-Dynamik zugunsten spannender Breaks und dramatischer Streicher mal über den Haufen wirft.

Viel Streichereinsatz gibt es auch im vergleichsweise getragenen "Armoured Wings". Zum Schluss zieht die Niederländerin in "Fire" sämtliche Register ihres Könnens und demonstriert zwischen anschmiegsamen Tönen und stürmischer Wuchtigkeit, warum sie als die beste Metal-Sängerin der Welt gehandelt wird.

Letzten Endes dürfte "Paragon" in erster Linie etwas für Fans sein, um die Wartezeit bis zur nächsten Nightwish-Scheibe zu überbrücken. Die soll laut der Sängerin im Gegensatz zu dieser Platte "ziemlich hart" ausfallen. Man darf gespannt sein. Zudem beglückt uns Floor ab Mai solo und ab Juni mit ihrer Hauptband auf deutschen Bühnen.

Trackliste

  1. 1. My Paragon
  2. 2. Daydream
  3. 3. Invincible
  4. 4. Hope
  5. 5. Come Full Circle
  6. 6. Storm
  7. 7. Me Without You
  8. 8. The Calm
  9. 9. Armoured Wings
  10. 10. Fire

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