laut.de-Kritik

Stadionrock - mit gefletschten Zähnen.

Review von

"I buried my guilt in a pit in the sand / With the rust and the vultures and the trash downtown / So don't step to me, kid, you'll never be found / Cause while you were sleeping, I took over your town."

Auch wenn das Titelstück "What Went Down" als der rifflastige Kraftakt durchgeht, als der er gemeint ist: Es wird schnell deutlich, dass Foals auch auf ihrem vierten Studioalbum zumindest musikalisch nicht ganz aus ihrer Haut herauskommen. Es würde der lauteste, heavieste Release der Band werden, ließ Frontmann Yannis Philippakis im Vorfeld verlauten.

Besagte Aggression ist aber in erster Linie in den Texten spürbar. Musikalisch betrachtet bleibt es - trotz gelegentlicher Vorwärtsschritte - beim Altbewährten, sich selbst erspielten Wohlbekannten. Gleichwohl mit einer ausgeprägteren Eingängigkeit.

Die Briten sind längst im großen Stadion angekommen. Das Drama liegt im Epilog, im Outro mit dem Willen zur Opulenz, in der Steigerung, im Klimax - der Sound ist in Wahrheit längst ausdefinierter. Großflächen-Atmosphärenfunk-Gitarrentum, melodisch und filigran, perfekt und tragend in Szene gesetzt von Philippakis und Jimmy Smith, eine luftig sich verdichtende Synth-Sphärik: Der Math-Rock der Vorgängeralben ist zugänglicher.

Die Foals bleiben dabei stets eine blendend eingespielte Groove-Einheit mit ausgefeilten Hooklines und einem untrügerischen Gespür für atmosphärische Verdichtung. Und: einer Vorliebe für 80er-Jahre-Synths.

Bei "Give It All", einer der Balladen, kommt dann eine gehörige Prise Pathos ins Spiel. "Give me something I haven't seen / Give me the red light turning green / Give me the words but not the page / Give me it all." Dazu im Falsetto gesungene "Uuuuhs" und ein dichter werdendes Ambiente. Dasselbe passiert bei der zweiten Großraumballade des Albums, "London Thunder". Beide Stücke wirken ein wenig zu auf Nummer sicher hinkonzipiert und einen Tacken zu glatt.

"Snake Oil" versucht dagegen, die Vorabversprechung von Schmutz und Schwere einzulösen und kommt über weite Strecken als verzerrter Bluesrock daher. Doch es bleibt bei einer kurzen Exkursion, schon beim Folgetrack "Night Swimmers" ist alles wieder beim Alten.

"I called you up / 3 times last night / Running through the streets / Bloody, from a fist fight. Nein, "What Went Down" kommt musikalisch nicht so sehr als Dampfhammer daher, wie es die Band gerne gehabt hätte. Mehr noch: In den Momenten, in denen die Platte nicht die Zähne fletscht, wirkt sie ein wenig glatter, als es hätte sein müssen.

Dass man bei den Foals mit Unerwartetem rechnen kann, beweisen sie durchaus. Und natürlich ist "What Went Down" ein gutes Album geworden. Man hätte sich dieses Mal aber ruhig noch weiter aus dem Fenster lehnen können.

Trackliste

  1. 1. What Went Down
  2. 2. Mountain At My Gates
  3. 3. Birch Tree
  4. 4. Give It All
  5. 5. Albatross
  6. 6. Snake Oil
  7. 7. Night Swimmers
  8. 8. London Thunder
  9. 9. Lonely Hunter
  10. 10. A Knife In The Ocean

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10 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    4/5 geht klar. Das Album leidet an den gleichen Problemen wie holy fire. Die Songs die vorangehen (what went down und Mountains at my gates) sind großartig. Auch die langsameren Songs wie a "a knife in the ocean" gefallen mir. Doch wie schon beim letzten mal sind mindestens 2 tracks dabei die wieder so vor sich hin dümpeln (in meinen Augen 3 und 4). Gutes album, aber da geht noch mehr

  • Vor 9 Jahren

    4 von 5 wäre auch meine Wertung gewesen. Einigefinden ja schade, wie sich Foals seit der ersten Platte entwickelt haben, mir kommt die musikalische Entwicklung entgegen. Mein Track der Platte ist eindeutig "Mountain at my Gates", mit dem irgendwie ranzig klingenden Elektrobeat von "Night Swimmers" kann ich mich aber überhaupt nicht anfreunden.

  • Vor 9 Jahren

    3/5, auf Albenlänge zu glatt für eine 4. Toll zum Bügeln, einige gute Singles, aber im Grunde leider deutlich unter der Erwartung durchgesegelt.