"Humppa ist eine Art zu leben oder zu sterben. Für uns ist es die einzige Art zu leben." So steht es geschrieben - auf der Homepage der Humppajugend. Noch etwas erfährt man da: "Wie man vielleicht bemerkt: Der Name des Spiels lautet Alkohol."

Nüchtern könnte auch schwer auszuhalten und unmöglich zu verstehen sein, was die finnische Volksseele hier ausgebrütet hat. In Humppa bekommt man es mit einer Variante des Foxtrotts zu tun. Die Verwandtschaft zur böhmischen Polka liegt auf der Hand, desweiteren reichen die Wurzeln bis in den Jazz.

Ein ausgeprägter, rascher 2/4-Takt und Offbeat-Elemente ähnlich wie im Ska beherrschen das Geschehen. Die Musikrichtung samt zugehörigem Tanz, dessen Schritte allerdings mit denen des Foxtrotts nichts gemein haben, entwickeln sich im Finnland der 1930er Jahre. Der Stil bekommt den lautmalerischen Namen 'Humppa' verpasst.

Eine Welle der Popularität erlebt das junge Genre in den ausgehenden 70ern. Erkki Junkkarinen landet mit einem seiner Alben einen beachtlichen Erfolg: Als erste finnische Veröffentlichung überhaupt erreicht "Ruusuja Hopeamaljassa" Platin-Status und tritt eine wahre Humppa-Euphorie los. Die Fans finden sich zunächst allerdings eher unter den älteren, für Schunkelmusik anfälligeren Semestern.

Im Fahrwasser Junkkarinens erlebt Humppa in den späten 70ern und den Folgejahren die erste richtige Blütezeit. Für den nächsten Boom, der dann auch in Deutschland zu spüren ist, sorgt eine 1993 gegründete Truppe. In Anlehnung an die übliche Hörerschaft des Genres legt die sich den Namen Eläkeläiset, "die Rentner", zu.

Das Motto: "Humppa Forever!" Eläkeläiset drehen Hits aus dem Pop- und Rock-Bereich durch den Humppa-Fleischwolf und verpassen den oft kaum noch wiederzuerkennenden Nummern finnische Texte. Das Tempo zieht unter der Herrschaft der durchgeknallten Ruheständler noch einmal deutlich an. Zudem kommen eher mehr als weniger absurde Instrumente, darunter eine singende Säge und ein Blechbüchsenschlagzeug, zum Einsatz.

Den Brückenschlag zu härteren Klängen übernehmen Bands wie Finntroll oder Korpiklaani: Sie bedienen sich zusätzlich im Folk- und Black Metal. Die norwegischen Kollegen von Trollfest nehmen den Humppa gleich in ihre Stilbeschreibung auf: Sie kredenzen 'Norwegian Humppa Metal'. Alles klar.

Ebenfalls aus Norwegen stammen die Rocker von Kaizers Orchestra, die den Humppa, respektive "Ompa", bereits 2001 im Titel ihres Debüt-Albums führen: "Ompa Til Du Dør". In Berlin servieren seit 2004 die Wallerts Humppa auf Deutsch.

Deutschland erweist sich ohnehin als in höchstem Maße empfänglich für das finnische Gehopse. Hier entwickelt sich mit mehreren Ortsgruppen der Humppajugend eine ebenso treue wie durchgeknallte Fangemeinde. Deren Credo: "In Humppa We Trust."

Die Seniorenschaft hat ihr Monopol auf den Humppa schon längst verloren. In Punk-Kreisen entdeckte man das Potenzial der Uptempo-Finnenpolka zuerst. Auch unter Hackern ist der Humppa mittlerweile weit verbreitet und hoch geschätzt. Der Sage nach entstanden weite Teile des FreeBSD-Kernel-Codes unter Humppa-Einfluss.

Einem jede Ordnung und die letzte Spur gesunden Menschenverstands vernichtenden Siegeszug des finnischen Irrsinns steht nichts im Wege. Solange das Bier nicht ausgeht, wird weitergehüpft: "Humppa Til We Die."