Italo-Disco, der Name lässt es schon vermuten, hat seine Wurzeln zwischen Südtirol und Sizilien, genauer gesagt im norditalienischen Städtchen Brescia unweit des Lago di Garda, wo Mauro Farina das Licht der Welt erblickt. Einige Jahre später trifft der musikverrückte Farina dann im Pianisten Giuliano Crivellente auf sein kreatives Gegenstück und zusammen gründen sie 1981 ihr Label S.A.I.F.A.M.. Als kurz danach der Toningenieur Sandro Oliva das Trio komplettiert, ist die Zeit reif für Italo-Disco.
Inspirieren lässt sich das Trio von den amerikanischen Hi-NRG-Sounds der amerikanischen Produzenten Bobby Orlando (Divine, The Flirts) und Patrick Cowley, auf den Bands wie die Pet Shop Boys und New Order gerne ihre Anfänge zurückführen. Synthetischer Disco-Funk und leicht eingängige Vocalbegleitung lautet das Erfolgsrezept seit Donna Summer den ersten Discoboom auslöste. Bei Bobby O. und Patrick Cowley funktioniert es erneut und auch Farina und Co. können sich auf den Drive des Erfolgscocktails verlassen.
"Hey Hey Guy" von Ken Lazlo wird der erste Riesenerfolg des Trios und lässt Italo-Disco zum Topseller avancieren. Dass die meisten der Stars nur als Models auf dem Plattencover posieren oder bei Live-Auftritten ums Mikrofon tänzeln, stört niemand. Die Musik zählt und so kann Manuel Stefano Carry, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Den Harrow, Mitte der 80er zu einem der Superstars des Italodance aufsteigen ohne jemals eine Zeile eingesungen zu haben.
Auch die unangefochtenen (nimmt man die Charterfolge als Maßstab) Superstars des Italo-Disco, Radiorama, sind ein Produkt der Marina/Crivellente-Connection, die sich nicht zuletzt aufgrund ihres Labels Time Records so etwas wie ein Monopol auf Italo-Disco erarbeiten können. In Deutschland ist es vor allem das Independent-Label ZYX, das die heimischen DJs mit Futter für ihre Plattenteller versorgt.
Zu sinken beginnt der Italo-Disco-Stern, als groovende Housebeats und schrilles Accciiiid-Geschrei ein neues Dance-Zeitalter anbrechen lassen, das die Füße auf dem Dancefloor mit einer vorher nicht gekannten Härte und Kompromisslosigkeit auf und ab hüpfen lassen. Doch was die Tanzenden seinerzeit beglückte, kann heute nicht so falsch sein: so schmuggelt sich in DJ Hells Plattenkiste immer wieder das ein oder andere Italo-Disco Stück. Auch Gigi D'Agostino flirtet ganz ungeniert mit dem Elekro-Pop der 80er und schafft es damit bis in die Charts. Bleibt abzuwarten, wer das nächste Kapitel in der Italo-Disco-Chronologie schreibt.