Ob Samba, Salsa oder Bossa Nova - in Brasilien gehört Musik ganz selbstverständlich zum Leben. Sie spiegelt das Lebensgefühl und das nationale Selbstverständnis der Bevölkerung wieder. Als Música Popular Brasileira bezeichnet man die Musik, unter der die vielfältigen Spielarten populärer brasilianischer Musik subsummiert werden. Die Verbindung von traditioneller und moderner westlicher Popmusik ist dabei nur eine Facette des farbenfrohen Spektrums.

Das Verschmelzen verschiedener Traditionen sorgt auf der ganzen Welt seit eh und je für musikalische Evolutionen. In Brasilien treibt diese Entwicklung vor allem die Abschaffung der Sklaverei 1888 voran. In deren Folge setzt um die Jahrhundertwende ein verstärkter Zuzug der schwarzen ländlichen Bevölkerung in die Städte ein, der eine weitreichende Veränderung der kulturellen Gebräuche mit sich bringt.

Das Aufeinandertreffen von schwarzen und weißen Musikern liefert das Fundament für die Música Popular Brasileira. Vor allem die um die Jahrhundertwende rasant zunehmenden Karnevalsveranstaltungen fördern den Kult um die im Entstehen begriffene neue Popularmusik. Der Samba entspringt als erstes dem Schmelztiegel der Stile und gibt der Música Popular Brasileira ein berauschendes und knallbuntes Gesicht. "Pelo Telefone" aus dem Jahre 1917 gilt in diesem Sinne als der erste Samba der MPB-Geschichte.

Samba entwickelt sich zur nationalen Volks- und Tanzmusik und bestimmt lange Zeit das Geschehen. Erst in den 60er Jahren erfährt er durch den Bossa Nova ("The Girl From Ipanema") ernst zu nehmende Konkurrenz. In diesem zeitlichen Zusammenhang ist auch die Tropicalismo-Bewegung von Bedeutung. Vom Tropicalismo-Fieber wird seinerzeit nicht nur die Musik erfasst, sondern der Kulturbetrieb als Ganzes. Malerei und bildende Kunst sind ebenso betroffen wie Theater, Film und Literatur. "Tropicalismo war ein allgemeines künstlerisches Bewusstsein, das sich umfassend in verschiedensten Kunstgattungen manifestiert" schreibt dazu Prof. Dr. Regine Allgäuer-Kaufmann.

Bis heute verdankt die Música Popular Brasileira ihren Reichtum der brodelnden Synthese europäischer, afrikanischer und indianischer Traditionen. Die vielfältigen Einflüsse aus allen Landesteilen Brasiliens sorgen für fortlaufenden Folkore-Nachschub. Daneben sorgt der Einbezug westlicher Popmusik-Spielarten - namentlich u.a. Funk, Soul, Rock, Country, Heavy, Hip Hop, Rap und Reggae - für genügend Spiel- und Experimentierraum. Die brasilianische Musiksoße bleibt mit Interpreten wie Bebel Gilberto, Sergio Mendes, Seu Jorge, Juanes, Aline De Lima, Caetano Veloso, Chico César, oder Céline Rudolph und also weiterhin heiß am Kochen.