laut.de-Kritik
Bei Nacht sind alle Katzen sepia-braun.
Review von Kerstin KratochwillSänger, Multiinstrumentalist, Entertainer und Musikwissenschaftler Götz Alsmann macht auf seinem neuen Album ".. Bei Nacht ... " das, was er immer macht: Er verwandelt bekannte Songs gekonnt lässig in lockere Jazz-Hintergrundliedchen. Die bedeutungsschwangeren drei Punkte vor und nach dem Titel suggerieren vielleicht etwas Abgründiges und Dunkles, doch in Alsmanns Schlager-Versionen ist so etwas nicht zu finden. Die Nächte dieser Welt sind nostalgisch in Sepia-Töne getaucht, die Pflaster der Straßen erhellt vom warmen Licht, das aus den gemütlichen Bars leuchtet.
Es ist Hintergrund-Musik für diese Café-Bars, in denen man keinen schwarzen Kaffee bekommt – hier steht Milchkaffee auf der Getränkekarte. Selbst der Beatles-Evergreen "Yesterday" klimpert als "Gestern noch" harmlos vor sich hin, begleitet vom einlullenden Geigenspiel Daniel Hopes. Im Song danach ist Schlager-Ikone Roland Kaiser im Duett dabei und der gemeinsam interpretierte, nonchalante Song "In dieser Stadt" von Hildegard Knef wirkt altmodischer als er es 1965 war, wie ein schmissiger Part aus einer Peter-Alexander-Komödie.
Alsmanns selbsterfundenes Genre des Jazzschlagers dreht hier eine weitere Schleife, in der keiner ins Schleudern kommt. Die handwerklich hochwertigen Songs haben keine Ecken und Kanten, an denen man sich stoßen oder reiben könnte. Und so ist Alsmann auch auf seinem 18. Album ein angenehmer Arrangeur von Atmosphäre: Seine Interpretationen sind harmlos, humorvoll, heiter – es ist der Soundtrack einer längst vergangenen Welt, in der Musik in erster Linie der Entspannung und Erholung diente.
Die Gäste dieses klimpernden Eskapismus stammen dabei aus den unterschiedlichsten Genres, dabei sind Daniel Hope, Roland Kaiser, Yvonne Catterfeld, Nils Landgren, Till Brönner, Frank Chastenier, die Zucchini Sistaz und das Swonderful Quartett. Swonderful swingend und mit wunderlichen Worten ausgestattet, ist dieses Album von Götzimausi (wie ihn seine langjährige TV-Kollegin Christine Westermann liebevoll nannte) für viele sicherlich wieder ein süßer Leckerbissen. Wer dieses Schema schon ein bisschen zu oft gehört hat, bekommt womöglich einen Zuckerschock.
1 Kommentar mit einer Antwort
„Wer ist so fit wie ich? Wer ist mein Feind?
Ich bin der, der dich fickt, wenn die Sonne nicht mehr scheint."
Da würde dem Album eine gewisse Wendung geben.