laut.de-Kritik

Beliebiger als Reamonn-Outtakes.

Review von

In Deutschland und Gesamteuropa kennt man die Goo Goo Dolls vor allem aufgrund des 1998er Smash-Hits "Iris". Ein One-Hit-Wonder ist die Kapelle deswegen natürlich nicht. Zumindest nicht in den heimatlichen Staaten, wo sich John Joseph Theodore Rzeznik und seine Mannen seit 1986 extrem erfolgreich durch die Stadien poprocken und in einem Atemzug mit Bon Jovi genannt werden. Die Parallelen sind leider offenkundig.

Ähnlich wie der italoamerikanische Kuschelrocker reißen auch die Puppen auf Albumlänge seit vielen Jahren nichts, was auch nur im Ansatz künstlerische Substanz aufweist. Und ebenso unheilig fokussiert sich alles Interesse der zumeist weiblichen Fans auf das Äußere des Frontmanns.

2010 startet die Band mit dem erklärten Ziel durch, endlich ein Album für den Rest von uns parat zu haben. Entsprechend große Namen sind am Start: Königsmixer Tim Palmer hat immerhin schon Bowie, U2 und Porcupine Tree veredelt. Und Seine Nirvana-Heiligkeit Butch Vig bedarf erst recht keiner Vorstellung.

Doch anstelle des prophezeiten AOR-Hammers weist keiner der zwölf neuen Songs das geringste Potential auf. Im Gegenteil: Es geht kaum gesichtsloser. "Sweetest Lie" klingt wie eine Veralberung von Bonos Truppe. "As I Am", "Now I Hear" oder "Home" taugen in ihrer ganzen schleimigen Beliebigkeit noch nicht einmal zum Reamonn-Outtake. So geht das munter weiter. Untote Refrains, angeschimmelte Uralt-Ideen für die Arrangements; weit und breit nicht der Hauch einer zündenden Melodie.

Wo nur bleibt die von "Iris" bekannte Andeutung des catchy Pop-Komponisten Rzeznik? Der kann doch kaum ernsthaft glauben, dass kalkulierte Walmart-Tracks für die 4-Teile-Kassenschlange wie "Still Your Song" oder das Titelstück auch nur Spurenelemente echter Emotion hervorrufen. "Hey Ya" versucht es zumindest; leider ist das Lied nicht mehr als eine recht billige und dreiste Kopie einschlägig gelungener Snow Patrol-Zutaten.

Einzig "Soldier" bietet am Ende dann noch einmal gerade so viel Melodie, um nicht komplett in totaler Oberflächlichkeit zu versinken. Aber wer bis dahin durchgehalten hat, ist inzwischen auch für weniges dankbar. Alben wie "Something For The Rest Of Us" sind allenthalben der Grund für das extrem schlechte Image des Mainstream- bzw Stadionrock oder des Pop.

In jüngerer Vergangenheit zeigte The Killers-Chef Brandon Flowers auf "Flamingo", wie es besser geht. Aus alten Zeiten winken Helden wie Russ Ballard, Magnum, Giuffria, GTR oder Journey, die sogar in weniger inspirierten Zeiten mehr Leidenschaft transportierten.

In dieser Form werden die Dolls Europa sicherlich nicht erobern. Außer man erweitert den Eurovision Song Contest im Zuge der Modernisierung noch um die ehemals englische Kolonie. Das könnte dann doch nahtlos funktionieren. Wie erwiderte schon Sting auf Rzezniks Kompliment, dass dessen Band großen musikalischen Einfluss auf die Dolls gehabt habe? Er konterte britisch: "Schieb mir nicht die Schuld zu!" Amen!

Trackliste

  1. 1. Sweetest Lie
  2. 2. As I Am
  3. 3. Home
  4. 4. Notbroken
  5. 5. One Night
  6. 6. Nothing Is Real
  7. 7. Now I Hear
  8. 8. Still Your Song
  9. 9. Something For The Rest Of Us
  10. 10. Say You're Free
  11. 11. Hey Ya
  12. 12. Soldier

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1 Kommentar

  • Vor 13 Jahren

    Das Album ist das schlechteste was die Herrn bisher gemacht haben. Bin wirklich enttäuscht. Vorher die zwei 'Best of' Platten, wonach man sich eig wieder was richtiges in die Hand wünscht und dann sowas.
    Für mich is der einzige Lichtblick, dass Takac immer besser wird stimmlich.