laut.de-Kritik
Minimalistische Videos und aufregende Live-Mitschnitte.
Review von Mathias MöllerDass die Gorillaz-DVD kein Sehvergnügen der ordinären Art werden würde, war mir klar. Schon die Gorillaz-Homepage zeichnet sich durch eine äußerst undurchsichtige Navigation aus, und auch "Slowboat To Hades" überlässt den Zuschauer erst einmal sich selbst. Wo ist denn hier bitte der "Play All"-Button? Aha, zuerst einmal soll ich mir also die Videos zu Gemüte führen. Eine leicht verlängerte Version von "Feel Good Inc.", den Kurzfilm zu "Dare" (warum fühle ich mich bei Noodles eigentlich immer an die werte Kollegin Butscher erinnert?) und das ebenfalls bekannte Wüstenvideo zu "Dirty Harry" gibt es zu bestaunen.
Und dann der alptraumhafte Clip zu "El Mañana", der mir noch nicht bekannt war. Doch die Gorillaz sind in allererster Linie auch ein visuelles Kunstprojekt, und so gibt es noch eine ganze Reihe weitere Clips. In "Rock It" spuken Monty Python-inspirierte Zombieköpfe über den Bildschirm, darüber hinaus kann man sich zu den entsprechenden Songs die Zeichenvorlagen der vier Videos vom letzten Album "Demon Days" ansehen.
Dazu gibt es die eher minimalistischen Kurzfilme zu "The Swagga" und "Bill Murray". Die Windmühle aus "Feel Good Inc." und "El Manana" taucht auch in "Spitting Out The Demons" noch einmal auf, allerdings über fünf Minuten nur in einer Einstellung, vor bedrohlich rotem Hintergrund und mit Friedhof rundherum. Ähnlich minimalistisch wie die anderen Clips geben sich in Bild und Musik "Murdoc Is God" und "Kids With Guns", letzteres wenigstens mit einem pop-artigen ästhetischen Mindestanspruch.
Im Clip zu "People" fliegen Handys mit wiederum pythonesken Köpfen in den Displays durchs All. In psychedelischen Varianten fliegen wir zu den Klängen von "Samba At 13" um das Haus der Gorillaz aus dem "Dare"-Video; das Ganze mutet an wie ein Techno-Video der frühen Neunziger mit den heutigen technischen Möglichkeiten gemacht, war aber dank der schon existierenden Vorlage sicherlich nicht sonderlich aufwändig. Als "Bonus" gibts noch zwei englische Werbespots für Album und DVD mit einem absurd schlecht verständlichen Sprecher.
Wirklich interessant wirds dann noch mal bei den Live-Aufnahmen: auch wenn die Tonspur nicht mit den Live-Bildern korrespondiert, bekommt man doch einen Eindruck davon, wie aufregend diese Auftritte gewesen sein müssen. Außerdem geben sich unter anderem Roots Manuva und De La Soul die Ehre. Die schon bekannte Performance bei den European Music Awards von 2005 darf hier natürlich nicht fehlen.
Wirklich schmunzeln muss ich, als in eine Animation auf einmal Madonna herein platzt und Sexgott Murdoc antanzt. Wirklich großartig ist auch der Auftritt bei den diesjährigen Brit Awards, wo die animierten Vier "Dirty Harry" zusammen mit einem gigantischen, hochmotivierten Kinderchor und Orchester performen.
Die Folge der MTV-Serie "Cribs", bei der die Hausbesucher des Musikkanals bei den Gorillaz vorbeischauen, bereichert die DVD ebenfalls. Als weitere Zugabe wird mit der DVD eine CD-Rom mit Spielchen mitgeliefert. Insgesamt bietet "Phase Two: Slowboat To Hades" nach "Phase One: Celebrity Takedown" nur sehr bedingt Neues, die Scheibe wirkt über manche Strecken langatmig und empfiehlt sich somit in allererster Linie für Hardcore-Fans.
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