laut.de-Kritik
Kreative Schaffenspause? Bitte!
Review von Mathias MöllerIrgendwann vor etwas mehr als sieben Jahren fuhr mein Bruder nach Hamburg, um die damals noch sehr lustigen Bloodhound Gang live abzufeiern. Am nächsten Tag ließ ich mir Details berichten, die Augen meines Bruders glänzten, als er von der Vorband erzählte. Die Guano Apes durften für die Gang eröffnen, damals hatten sie gerade einen niedersächsischen Nachwuchswettbewerb gewonnen. Er sprach von einer wunderbar intensiven Frontfau und einer derb-angenehmen Härte.
Wir zündeten am Altar des Rock ein paar Räucherstäbchen an und dankten den Göttern. Doch schon im nächsten Jahr trat eine Ernüchterung ein, die bis heute nicht gewichen ist. Den schnellen Abstieg kann man jetzt auf der Best Of der Apes "Planet Of The Apes" nachvollziehen. In der Tat konnte man sich für die erste Single, den Kracher "Open Your Eyes" ja noch begeistern.
Doch dann ging es stetig bergab. Die allenfalls mediokre Ballade "Rain" ließ erstmals verwundert aufhorchen, fortan fand sich die Göttinger Band immer wieder in der Balladenfalle wieder und produzierte fade Schmachter wie "Living A Lie" oder "Pretty In Scarlet". Die Neuerfindung des Rock hat sicher niemand von ihnen erwartet, aber abgesehen von der durchaus guten Stimme von Sandra Nasic haben die Apes nie einen distinktiv eigenen Sound entwickelt.
Wirklich peinlich wirken rückwirkend das pseudo-funkige "Dödel Up" oder die Ulknummer mit Michael Mittermaier "Kumba Yo!". Hierher gehört sicherlich auch der wohl größte Hit der Band, das Brettl-Brett "Lord Of The Boards". Einige der Nummern, die auf "Planet Of The Apes" vertreten sind, sind wohl nicht ohne Grund an uns vorbeigegangen, so zum Beispiel "Mine All Mine" oder "Wash It Down". Nur einmal schafften es die Guano Apes noch, aufhorchen zu lassen, und zwar mit der Cover-Version des Alphaville-Klassikers "Big In Japan", die zwar gewöhnungsbedürftig, aber vor allem wegen dem Nasicschen Grunzer am Ende immer wieder hörenswert war.
Auf der Basic-Ausgabe von "Planet Of The Apes" ist lediglich ein neuer Song vertreten, "Break The Line" steht gleich am Anfang des Albums, sticht aber nicht sonderlich aus der Masse heraus. Ob die angekündigten Soloprojekte einzelner Bandmitglieder interessanter werden? Eine Auszeit dürfte den Guano Apes nicht schlecht bekommen.
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