laut.de-Kritik
Die Göttinger passten zusammen wie die Faust aufs Auge ...
Review von Christine BarthNach über zehn Jahren Bandgeschichte machten die Guano Apes es im Dezember letzten Jahres amtlich: Sie stehen vor der Trennung. Die Göttinger verabschieden sich nach fünf Alben mit "The Documentary" von ihren Fans. Dank seiner großen Anhängerschaft räumte das Quartett zwischen 1998 und 2000 so ziemlich alles ab, was es zu holen gibt: Platin und Gold, Auszeichnungen beim Comet und der Echo-Verleihung sowie Nominierungen für den MTV-Award.
"The Documentary" lässt die Katze aus dem Sack. Im "Me & Me"-Teil sprechen Dennis, Henning, Sandra und Stefan offen über das vergangene Jahrzehnt: Jede Platte soll ein Kampf gewesen sein. Obwohl die Guanos auf musikalischer Ebene prima harmonieren, passen die vier privat eher zusammen wie die Faust aufs Auge. Und so gerieten sie bei Studio-Sessions öfters mal aneinander. Das eine oder andere Veilchen schmückte demnach die Gesichter.
Die DVD gibt Aufschluss über die Anfänge bis zum jähen Ende. Viele Fans und die Göttinger Band selbst folgten dem Aufruf, unbekanntes Material auszugraben und kramten kistenweise Erinnerungen aus ihren Kellern. Nach taglangem Sichten und Ausmisten des Filmstoffs verwurstelten die Guano Apes einiges für die Fanbase.
Der erste Auftritt 1994 mit Sandra in Moringen kommt da zum Vorschein, unveröffentlichte Demos, verschollen geglaubte Fotos, Interviews, usw.. Vieles stammt aus einer Zeit, bevor der erste Apes-Release in den Plattenläden zu haben war.
Wenig spektakulär gestaltet sich die Rubrik "Live At Sudoeste". Elf verschollen geglaubte Live-Tracks aus Portugal befriedigen mit ihrer Bild- und Soundqualität leider allenfalls durchschnittliche Ansprüche. Als lieblos herunter gerasselt entpuppen sich auch die Interviews. Hier serviert "The Documentary" dem treuen Fan unmotiviertes Geblubber und Geblabber.
Auch die sieben unveröffentlichten oder bis jetzt nur auf Demos aufgenommenen Songs retten den Gesamteindruck nicht, vor allem die Aufbereitung für das DVD-Medium schwächelt: die Macher unterlegten die Lieder visuell einfach mit Fotos.
Ein fremdländischer (bulgarischer?) MTV-News-Beitrag (ohne Untertitel!) löst die Diashow ab und setzt der Langeweile die Krone auf. Da fällt, kleiner Trost, der Abschied gleich weniger schwer.
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