laut.de-Kritik
Review von Joachim GaugerHinter weißen Schleiern verbirgt sich anfangs die Band, nach wenigen Minuten fällt der vorderste und Sandra Nasic hat ihren ersten Auftritt in fahlem blauen Licht. Die Band ist noch fast ganz verborgen, ihre Zeit kommt später, wenn der Frontfrau die Puste ausgeht.
Dem etwas pathetischen Auftakt folgt eine furiose Show. Die nicht ganz jungen Leute im ausverkauften Colosseum reißen die Arme in die Höhe und tanzen mehrheitlich jeden Song, angespornt von der wilden Sängerin, die wie gewohnt energetisch auf der gesamten Bühne wirbelt. Im gut gemischten Programm spielt die Reihenfolge kaum eine Rolle, der Klassiker "Open Your Eyes" wird ebenso frenetisch bejubelt, wie die Stücke der neuen "Don't Give Me Names", die natürlich reichlich vertreten sind.
Vereinzelt und effektiv nutzen Henning (Gitarre) und Stefan (Bass) die Möglichkeiten elektronischer Verfremdung, ohne den ganz starken Eindruck, hier würde ehrliches Rock-Handwerk abgeliefert, jemals gefährden zu können. Wechselweise arbeiten die beiden Saitenmänner mit Drummer Dennis an der rhythmischen Power oder geben Sandra melodische Unterstützung, der zur echten Rockröhre nur die Unverwüstlichkeit fehlt.
Als die Apes vor gut einem Jahr mit ihrem ersten Album tourten, war vieles noch anders. Da besuchten sie auch kleine Clubs und gaben alles, bis nach zwei Stunden auch der letzte hüftkranke Skeptiker zumindest mit dem Fuße wippte. Diesmal ist die Show leider nur - perfekt. Nun sind die Äffchen ja auch schon seit einer Weile fleißig am Klettern, vielleicht ist nach dem Stress vom letzten Jahr und der langen US-Tour einfach die Luft raus.
Nach einer Stunde wirkt Sandra ziemlich abgekämft, fast reicht für die etwas wirre Ansprache zu Mixer Ingos Gunsten die Puste nicht. Dementsprechend kurz gerät die ("Ihr habt sie euch verdient!") erste Zugabe, hernach waren's nur noch drei und nach siebzig Minuten ist schon Schluss. Punktum.