laut.de-Kritik
Immer noch high, aber mittlerweile auch ziemlich satt.
Review von Yannik GölzIn ihrer Geschichte der öffentlichen Wahrnehmung waren die 187 Strassenbande schon alles mögliche: Nur ein weiterer Hamburger Straßen-Act, liebenswert-chaotische Underdogs, das 2010er-Pendant von Aggro Berlin, ausgebrannte Has-Beens und geächtete Personas Non Gratas. Wenn man sich 2023 das neue Tape ihrer Protagonisten Gzuz und Bonez anhört, beeindruckt das. Denn im Grunde machen die Jungs seit über einem Jahrzehnt mehr oder weniger das gleiche. Jetzt, wo sie auf dem High & Hungrig-Spektrum eindeutig nicht mehr in Richtung Hungrig balancieren, fragt man sich, was an ihnen überhaupt so aufregend war.
Das ist eine unfaire Frage, immerhin haben die 187er im letzten Jahrzehnt definitiv viel zum Deutschrap-Mainstream beigetragen, vor allem haben sie ihn nach einem Cloud Rap-Höhenflug wieder ziemlich unsanft auf dem Boden aufschlagen lassen, aber gleichzeitig haben sie Straßenrap aus den Händen finsterer Al Capone-Wannabes geholt. "High & Hungrig 3" knüpft an diesen Ethos der Vollassi-Party People an: Die besten Momente sind ausgelassen – die Stimmung können sie am besten. Gzuz ist im Knast? Der kommt schon wieder raus. Das Leben ist gut, solange man reich ist, aber wahrscheinlich wäre es für sie es das auch ohne viel Kohle.
Es gibt einen kurzen Moment Sympathie, wenn sie sich in "40 Jahre" über sich selbst lustig machen, weil sie all den Mist machen, weil sie erst vierzig seien. Ein bisschen absurd, darüber nachzudenken, aber gut für sie. Die Singles sind da auf jeden Fall Highlights, "Cinnamon Roll", "Tanzen (In Handschellen)" oder "YumYum" haben eine Balance aus starken Hooks und dieser Scheiß-auf-alle-und-alles-Atmosphäre, die 187 sonst auch immer cool gemacht hat. "Abziehen" zeigt ihr bestes Potential, das sie hier und da mal auf den Drill-Beats verwirklicht haben: gruselig und Gangster zu sein.
Abgesehen davon war es das leider auch mehr oder weniger mit dem Album. Ein großes Problem ist die Abwesenheit von Jambeatz, der immer großen Anteil daran hatte, wenn Material von 187 wirklich getroffen hat. The Cratez wissen schon, was ungefähr nach "High & Hungrig" klingt, tasten sich aber eher an das Original heran, als es weiter zu entwickeln. Von den Nicht-Singles bleibt höchstens noch "Sunnyside Moneymakers" mit seiner Interpolation von Grandmaster Flashs "The Message" wirklich im Kopf, der Rest des Albums klingt wie generische Neu-Aufgüsse von Kram, den sie schon einmal gemacht haben.
Rein von einer künstlerischen Seite ist da dann natürlich immer noch der ein oder andere Aspekt, den man so einem Album wertschätzen kann. Sie haben ein klassisches Hip Hop- und Straßenrapgefühl, gerade die immer wieder auftauchenden Cuts mit klassischen Rapsongs geben da ein schönes Gefühl. Sie können trotzdem modernere Sounds und Ideen und sogar Tanzbares unverkrampft und locker einflechten. Wie gesagt: Es hat einen Grund, dass diese Typen es so weit gebracht haben. Aber abseits von einer kleinen Handvoll brauchbarer Singles geht hier nicht so viel – und schon gar nichts Neues.
Es wird aber auch tatsächlich schwer, das Problem an all diesen kleinen Songfragmenten so richtig zu benennen; sie sind alle irre kurz, behandeln alle die gleichen Themen, reden oft in den selben Phrasen und Floskeln und brettern über die gleichen Beat-Elemente. Und Bonez und Gzuz können sich darüber lustig machen, wie sie wollen: Die beiden sind über 40, reich und das titelgebende "Hungrig" fehlt hier ziemlich offensichtlich.
Der dritte Ableger ihrer Duo-Reihe lässt sich schmerzlos durchhören, ist aber auf eine sehr langweilige und unspektakuläre Art und Weise der schlechteste Ableger der Reihe. Die 16 Songs sind kurz, unkreativ und zeigen kein bisschen Wille, neue Akzente oder Ideen auszuprobieren.
10 Kommentare mit 13 Antworten
Allein für das Cover bedarf es einer Blasphemie-Schelle mit Vorhand-Rückhand-Kombination.
Ich finds cool
Schwanz-im-Mund-Rap
Deine Mutter Mutter hat diese Musikrichtung erfunden, sag ihr dass sie Klage einreichen soll
Wenn radioaktives Material eine derart geringe Halbwertszeit wie diese beiden Herren hätte, wäre das Energieproblem bis an's Ende aller Zeiten gelöst. Unglaublich wack.
Gzuz mag ich als Rapper immer noch, aber Bonez, vor allem auf Album-Länge... Schwierig. Hasse nun einmal PaP-Singsang und verstellte Stimmen und Bonez kann scheinbar nicht mehr anders. 3 Sterne sind recht großzügig.
Der hat Dancehall damals abgefeiert und tut es heute noch. Ich find's cool, aber bleibt dann Geschmackssache. PaP ist nicht mein Ding.
Einfach ein geniales Album und mit Abstand das beste High&Hungrig.
Bonez entwickelt sich immer weiter und ist allen anderen Deutschrapper Jahre voraus.
Gzuz liefert einfach nur ab .
Für mich definitiv das beste Album 2023.
Je Öfters ich dieses Album höre, desto besser wird es.
Das Album ist komplett , alle Song sind sehr sehr Gut ,man kann es von Anfang bis Ende durch hören und jeder Song hat was eigenes , und das ist selten bei einem Album.
Mit Abstand das schlechteste High und Hungrig Album, wie kannst ernsthaft das Album über den ersten Teil stellen? Allein die Beats von Jambeatz aufm ersten Teil sind Atmosphärisch und vom Sound her erste Klasse.. dagegen stinken die langweiligen Cratez Beats total ab.
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.