laut.de-Kritik
J.B.O. lassen grüßen: Schöntrinken zwecklos.
Review von Toni HennigNur ein Jahr nach "Jeder Ist Eine Schmetterlingin" melden sich HGich.T mit "Los Angeles" zurück. Entgegen des Albumtitels schielt das Performance-Kollektiv um Sänger Vhagvan Svami, der sich früher Anna-Maria Kaiser nannte, aber nicht über den großen Teich, sondern klingt immer noch nach Hamburger Kunststudenten-WG. Jedenfalls stehen Goa, Ekstase, weiche und harte Drogen sowie "esoterische Gedanken" nach wie vor an der Tagesordnung.
Leider ist den Hamburgern textlich dieses Mal nicht besonders viel eingefallen, wenn "Girlsday" von einem Mädchentag "in der Kuschel-WG" handelt, "Hama" die Hassliebe zu einem "Hammer" thematisiert oder es in "Prollo Polo" um das Gefühl geht, als Ottonormalverbraucher "das Auto vom Proll" zu fahren. Zudem fließt dieses Mal, wie in "Der Knecht", das Bier noch mehr in Strömen als sonst. Weiterhin mangelt es der Scheibe nicht an dem HGich.T-typischen Pipi-Kaka-Humor, der längst überholt wirkt. Darüber hinaus entbehren einige Zeilen jeglicher geistiger Zurechnungsfähigkeit, etwa wenn Vhagvan Svami in "Prollo Polo" skandiert: "Alle Bauern singen mit / Stimmung, Stimmungsschwankung, warum?"
Das wäre ja halbwegs zu verkraften gewesen, wenn die Musik mit guten Ideen aufwarten würde, aber die sind weit und breit kaum zu vernehmen. Einzig die beiden schon bekannten Tracks "Dr. Geilser Hardstyler" und "Tanke" sowie "Techno Andrzej", das neben knüppelharten Techno-Beats und leicht rotierenden Trance-Synthies einen angenehm verpeilten Text besitzt, zeigen DJ Hundefriedhof & Co. auf der Höhe ihres Könnens. Darüber hinaus beweist "Hallo Jo", dass die Hanseaten auch noch knackige Beats im "Mein Hobby: Arschloch"-Stil aus dem Ärmel schütteln können, wenn sie es wollen.
Sonst mutet die Platte wie eine dröge Einschlaftablette an, wenn ziellose Midtempo-Nummern wie "Der Destroyer" oder "Girlsday" auf belanglose Goa-Techno-Tracks wie "Hama" oder "Der Knecht" treffen, die es bei den Hamburgern schon deutlich überzeugender zu hören gab. Zum narkotisierenden Charakter trägt auch der monotone Nichtgesang Vhagvan Svamis bei, der kaum aus seiner immergleichen Tonlage findet. Und wenn Svami stimmlich kurzzeitig doch mal neue Wege beschreitet, dann entstehen Momente wie der Refrain in "Wo Wohnt Bescheuert", der penetranter kaum sein könnte.
Musikalische Neuerungen führen an sich zu oft zu dürftigen Ergebnissen. "Plastiktuete" verfügt über nicht mehr als lauwarme Trap-Beats, denen man ohnehin aktuell gerade in so gut wie jedem zweiten Track in den Charts begegnet. "Dave Meier" bietet lediglich ein paar saftlose 90er-Jahre-Alternative-Rock- und Grunge-Anleihen. Zumindest erweist sich der Text zu Beginn als recht lustig, wenn Dave Meier sein Idol "Dave Mustaine" (Megadeth) an der Gitarre überbieten möchte. Das war es jedoch schon mit dem Witz, der gegen Ende des Stücks zur schlüpfrigen Pointe verkommt, wenn es heißt: "Steffi, du Note." Was das humoristische Niveau angeht, befinden sich HGich.T mittlerweile fast auf einer Stufe mit J.B.O..
Vielleicht wäre das Ergebnis befriedigender ausgefallen, wenn sich die Hamburger ein wenig mehr Zeit für das Album gelassen hätten. So lässt sich die Platte nicht mal mehr schöntrinken. Auf jeden Fall tun sich DJ Hundefriedhof & Co. mit "Los Angeles" keinen Gefallen.
4 Kommentare mit 8 Antworten
Ein Verriss ist hier stets ein Lob.
Komm, du bist doch der Spacken-'Sänger' von denen.
...und zwar der ECHTE Sänger von denen, der noch so schön brav nach Biedermeier-BWL-Absolvent ausschaut und in den Videos, in denen sich Tutenchamun als deren Frontsau ausgibt, überwiegend gar nicht stattfindet.
Kein Kommentar.
Yeah! Endlich mal ne Star-Anekdote, die nicht unter die berufliche Schweigepflicht fällt (anders als mein Insider-Wissen bzgl. einiger D-Rapper*innen/Manager*innen aus B ) und natürlich wird sie's leugnen (oder noch eher sich aufgrund eines selbstinduzierten substanziellen Rauschs gar nicht mehr so klar dran erinnern?), aber jedenfalls mit Diddl dem Mäusedetektiv hab ich morgens um kurz vor fünf mal im Pudelclub auf der Herrentoilette geknutscht (und bevor wer fragt: ihren Konsens dazu hatte sie deutlich schneller auf der Kette als ich meinen...). Ach ja, und mit der schönen Maike hab ich vielleicht sogar mal ein Semester lang dasselbe Seminar besucht, aber irgendwie haben sich unsere Anwesenheitszeiten nicht wirklich gekreuzt oder es war eine andere Hamburger Trägerin ihres Vor- und Zunamens.
"und bevor wer fragt: ihren consent dazu hatte sie deutlich schneller auf der Kette als ich meinen"
Gut, dass du's erläutert hast, sonst wär ich glatt von ner versuchten Vergewaltigung ausgegangen. (achtung, Ironie!)
Nenne mich altmodisch oder gutgläubig. Aber wenn eine Dame mit mir fummelt und mir weder verbal noch körpersprachlich zu verstehen gibt, dass sie es nicht will, fasse ich das als Einverständnis auf. Sehr zum Schrecken der Sorte Feministen da draußen, die in jedem Mann einen potenziellen Vergewaltiger wittern.
Das tue ich sicher nicht, aber wir alle haben hier ja schon mehrfach und und mehr oder minder intensiv spürbar miterlebt, wohin so ein wenig Bequemlichkeit bei der Differenzierung uns führen kann.
"STAR"-Anekdote"
Bitte unbedingt Film- und Buchrechte sichern!
"anders als mein Insider-Wissen bzgl. einiger D-Rapper*innen/Manager*innen aus B "
Hättest Du Dir sparen können zu erwähnen, wenn es eh nie bewiesen werden kann, bzw. zur Sprache kommt.
Hey, Du weißt gar nicht, wie schwierig das (insbesondere als Genre-Fremder) ist, regelmäßig bei der Doubletime die Finger still zu halten... Frag nochmal nach, wenn ich nur halb so viel Monatsverdienst aus dieser Tätigkeit zu verlieren hätte wie jetzt im Moment oder allein durch meine Schundlektüre existieren kann.
Wobei das aber auch stark abgenommen hat mit den Insider-Infos seit Sommer 2019 bzw. da wohl in absehbarer Zeit nichts aktuelles dazu kommen wird, da ich mit der Frau, aus deren "Supervisionen" ich all diese Infos habe, aktuell mal wieder nicht als Liebespaar stattfinde.
Diese biedere Scheiße nervt! Immer nur Gotteslob und Onanierverbot kann nicht der ganze Inhalt sein. Ich habe sehr genau auf die Texte geachtet und außer der geiligen Marie kein fettes Namedroping, keine twerkenden Sexzwerge, kein Koks in der Pofalte und kein Abendkot-elett zum Nachtschmaus. Was soll das?
"Die Schwerkraft ist zu stark, das ist physikalisch bewiesen"
Vielleicht sollt ich doch mal im großen Stil reinhören...