laut.de-Kritik
Fünf Jahre Arbeit, die man in jeder Sekunde hört.
Review von Michael EdeleFÜnf Jahre haben sich Hatred für den Nachfolger von "Destruction Manual" Zeit gelassen. Fünf Jahre, die sich absolut gelohnt haben. Die Arbeit, die in "War Of Words" steckt, hört man dem Album zu jeder Sekunde an, denn wenn ein deutsches Thrash-Album aus der Provinz jemals international konkurrenzfähig war, dann ist es dieses!
Woran lässt sich diese Aussage nun fest machen? Zum einen natürlich an den Songs. Zum anderen an der aufwendigen Kleinarbeit, die in den Songs steckt und deutlich zu hören ist. Am deutlichsten fällt das dem Laien wohl an den Vocals von Matthias Mauer auf: Was der seinen Stimmbändern auf "War Of Words" abverlangt, ist mehr als nur beachtlich.
Bereits nach dem klassischen Gitarrenlead-Intro "D.E.T.Y.S." deibelt der in "Fuck The Zombie" in bester Jagger-Manier los. Mit der Stimmlage könnte er dem Disbelief- und Morgoth-Fronter ernsthaft Konkurrenz machen. Ganz schön sick! Und seine Jungs legen ihm einen abartigen Geschwindigkeitsteppich, den man so eher im brasilianischen Thrash kennt. Dabei kommen die Leads und eher groovigen Parts ebenso wenig zu kurz.
Dabei fällt auf, dass Hatred nicht mehr auf die perfekte Livereproduzierbarkeit achten, sondern die Möglichkeiten im Studio voll und ganz ausnutzen. Das kommt dem Klangerlebnis und der Abwechslung spürbar entgegen. Was nicht heißen soll, dass sie mit zahllosen Effekten und Synthis arbeiten würden. Diese kommen bei "War Of Words" zwar tatsächlich zum Einsatz, aber das Ergebnis spricht definitiv für sich!
Aber zurück zu unserem Brüllwürfel: Für "Watch The Genocide" setzt er weitgehend auf typische Thrash-Shouts und lässt im ruhigen Mittelteil seinen Klargesang etwas verfremden. Dass es in dem Bereich besser geht, weiß der Mann selber und überlässt in "Chaos" die Aufgabe dem The New Black-Sänger Markus. Dafür stammen von Matze die derben Kreischvocals und auch die Halford-artigen Screams, die er immer wieder zum Einsatz bringt.
Was auf der einen Seite enorm zur Abwechslung beiträgt, ist auf der anderen Seite gewöhnungsbedürftig. Tatsache ist auch, dass bis auf den Titeltrack so schnell kein Song im Ohr hängen bleibt. Das erhöht die Halbwertzeit, aber man muss sich tatsächlich erst mal mit der Scheibe auseinandersetzen.
Die Fülle an Ideen, die Hatred mittlerweile in ihren Songs verarbeiten, ist wahrlich beeindruckend. Aus den Riffs der 14 Tracks (inklusive 3 Bonustracks) würde manche andere Band locker zwei Alben basteln. Stilistisch fällt dabei am ehesten noch das bereits erwähnte "World Turns Black" aus dem Rahmen. Nicht nur wegen der häufigen Screams, sondern auch wegen der Synthies und der stilistischen Nähe zu mancher Melodic Death Metal-Band.
Zum Ende des Albums hin werden Hatred experimenteller, was auch "Hope – Train Of Thoughts" beweist, das mit über 13 Minuten schon als Epos bezeichnet werden kann. Man wird den Eindruck nicht los, dass Hatred hier ein bisschen die Nähe zu Machine Head zu "Unto The Locust"-Zeiten suchen. Wie dem auch sei, die Nummer ist stringent durchkomponiert und langweilt zu keiner Zeit. Respekt!
Für "This Hell" rutschen die beiden Gitarristen Martin und Frank sogar auf der Akustischen herum und zeigen, dass sie in Sachen Melodieverständnis was auf dem Kasten haben. Daran gibts bei diversen Leads ebenfalls keinen Zweifel, nur in Sachen Soloarbeit lassen sie für meinen Geschmack gerne mal eine Funken Melodie vermissen.
"War Of Words" braucht Zeit und man muss sich damit beschäftigen. Und auch wenn die griffigen Hooks nicht gerade zahlreich sind, belohnt die Scheibe am Ende mit zahlreichen tollen Riffs und Ideen.
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