laut.de-Kritik
Er ist ein Kämpfer, sehnt sich aber nach Liebe ...
Review von Giuliano Benassi"Es handelt sich um eine Revolution für Wahrheit, Schönheit und Integrität. Es ist ein Aufruf, für das zu kämpfen, was uns Würde gibt und schön macht", erklärt Hawksley Workman über seine neueste Studiomühe "Lover/Fighter". Der Titel soll verdeutlichen, dass es sich um ein Werk mit Anspruch handelt.
Den ersten Eindruck hinterlassen weniger die Worte als die Musik. Der Opener erinnert eigenartig an einen Popsong U2s, mit druckvollem Bass, echoiger Gitarre und einer Stimme, die auch Bonos sein könnte. Ein Beispiel der vokalen Vielfalt, mit der sich Workman vor allem in England, Frankreich und dem heimischen Kanada einen Namen gemacht hat. Mit den Übervätern aus Dublin teilt er sich auch ein sicheres Gefühl für Melodien und Arrangements. Eine umso größere Leistung, wenn man bedenkt, dass er die Stücke nicht nur geschrieben, sondern auch produziert und weitgehend im Alleingang aufgenommen hat.
Einen "Beautiful Day" wünscht er seinem Zuhörer aber keineswegs. "Modern music should be a healing sound" erklärt er am Ende von "We Still Need A Song", seine Texte beschäftigen sich aber eher mit den Schwierigkeiten zwischenmenschlicher Beziehungen. "What crying won't fix tonight, the whiskey certainly might", heißt es in "Even An Ugly Man", "I wish that happiness could just be pretended. The closest thing to that is a bottle of whiskey" in "Wonderful And Sad". Auf dem Album kommen Alkohol, Tränen und Zigaretten in erhöhten Mengen vor.
Ein interessanter Ansatz, wäre da nicht ein zu ausgeprägter Drang zur Provokation. Auf dem umdrehbaren Cover zeigt sich Waterman zwar als bandagierter bzw. sonnenbebrillter harter Kerl und versucht, dieses Image auch in den schnelleren Stücken wie "Anger As Beauty" oder "Tonight Romanticize The Automobile" zu vermitteln; hinter der Schale verbirgt sich jedoch ein weicher Kern. Er verkauft sich zwar als Kämpfer, sehnt sich aber nach Liebe.
So ist es kein Zufall, dass ihm die langsamen Stücke am besten gelingen. Etwa das zarte "The Future Language Of Slaves" (mit der interessanten Zeile "was würden wir in unseren letzten Augenblicken tun: würden wir uns lieben oder zum Handy greifen?") und vor allem "Autumn's Here", das mit einem Klavier beginnt und symphonisch endet. "Ich glaube, dass der Herbst Erinnerungen erweckt. Schon die kleinste Sache bringt dich zum Heulen" heißt es hier tröstend und traurig zugleich.
"Lover/Fighter" ist sicherlich ein besonderes Album. Schade, dass es an seinen zu hohen Ansprüchen scheitert. Auf jeden Fall beweist Hawksley Workman, dass ein fähiger Musiker und Texter in ihm steckt; die Hoffnung, etwas Großes von ihm zu hören, ist also berechtigt. Schreibfreudig genug ist er: Die CD enthält neben den auf dem Cover angegebenen neun Stücken noch vier versteckte Tracks.
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