laut.de-Kritik

Entspannter Altherrenrock zum Aufwärmen.

Review von

Wenn Lemmy nicht gerade an einem neuen Motörhead-Album bastelt, ist er auf Tour. Oder er schnippelt an einer Tour-DVD. Oder er lässt einen Film über sich drehen, gibt Interviews, hüpft in Nazi-Klamotten durch die Gegend oder hängt in Los Angeles in seinem Stammlokal, dem Rainbow Bar and Grill, rum.

Genug zu tun, würde man meinen. Doch nein – mit Slim Jim Phantom und Danny B. Harvey hat er nun das dritte gemeinsame Album aufgenommen. Das einfache Konzept ist das altbekannte: Gitarre, Schlagzeug, Bass und Stimme, die letzten zwei Elemente in Personalunion. Das Material: Rock'n'Roll.

Dass der Drummer der Stray Cats, der Gitarrist von Lonesome Spurs und The Rockats sowie Lemmy die Materie expertenhaft beherrschen, steht außer Zweifel. Dennoch riefen die Vorgängeralben gemischte Reaktioen hervor, denn das Projekt bot im großen Ganzen im Schnellverfahren aufgenommene Coverversionen. Das kann gut gehen, tat es aber nicht.

Wie auch diesmal. Der breiige Sound ist ein Markenzeichen Lemmys, also Schwamm drüber. Viel schwerwiegender ist der Mangel an Seele. Am einfachsten festzuhalten an "Bad Boy", das die Beatles 1965 coverten (und auf "Past Masters Volume One" zu hören ist). Damals schrie sich John Lennon besagte Seele aus dem Leib, hier klingt das Stück eher wie entspannter Altherrenrock zum Aufwärmen.

Harvey verwendet immer denselben Effekt und setzt keine wirklichen Akzente. Das Schlagzeug ist präzise, aber unspektakulär. Lemmy hört sich an wie er selbst, aber ruhiger. Im Sinne von unbeteiligter. Dass er seinen Bass auch mal unverzerrt einsetzt, ist nicht unbedingt von Vorteil.

Ein mieses Album, also? Nein. Immerhin huldigen HeadCat den Beatles, zum Schluss sogar mit einer Lennon/McCartney-Komposition ("You Can't Do That"). Mit "American Beat" und "The Eagles Fly On Friday" bringen sie auch zwei eigene Nummern an den Start, wobei vor allem "Eagles" durch seinen ruhigen Beginn auffällt. Den Schlussmacht sogar ein Stück von Robert Johnson. Leider nicht in einer bluesigen, sondern in einer rockigen Version.

Die Idee ist nett, die Umsetzung aber nicht wirklich gelungen. Vielleicht sollte sich Lemmy in seinem hohen Alter einfach auf seine Stärken konzentrieren: Motörhead und Jack Daniel's mit Cola.

Trackliste

  1. 1. American Beat
  2. 2. Say Mama
  3. 3. I Ain't Never
  4. 4. Bad Boy
  5. 5. Shakin' All Over
  6. 6. Let It Rock
  7. 7. Something Else
  8. 8. The Eagle Flies On Friday
  9. 9. Trying To Get To You
  10. 10. You Can't Do That
  11. 11. It'll Be Me
  12. 12. Crossroads

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Headcat – Walk the Walk... Talk the Talk €12,99 €3,00 €15,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Headcat – Walk the Walk...Talk the Talk €15,34 €3,00 €18,34

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Headcat

Was zur Jahrtausendwende als einmaliger Spaß beginnt, entwickelt sich ganz schnell zu einer waschechten Band. Die findet zwar nur unregelmäßig zueinander, …

3 Kommentare