laut.de-Kritik
Finstere Kompositionen für die kürzer werdenden Tage.
Review von Paula FetzerDrei Jahre nach "Kindred" führen uns Hexvessel in die eisige Tundra Finnlands. So selten wie auf "Polar Veil" schien die Sonne noch nie. Ihren Folkrock-Sound ersetzen sie größtenteils durch Blackgaze-Gitarren, die die psychedelische Seite ihrer Musik hervorheben und gleichzeitig die unheilvollen Vocals von Mat 'Kvohst' McNerny tragen. Dieser ließ sich inmitten der Natur nieder, um das neue Album heraufzubeschwören. "Für Polar Veil baute ich ein Studio umgeben von hohen Bäumen, um von allem zu entfliehen. Das Album repräsentiert also ein spirituelles Zuhause", erklärt der Okkultismus-Freund.
Diese Kulisse manifestiert sich in "The Tundra Is Awake". Sofort entsteht das Bild eines nebligen, schneebedeckten Waldes vor dem inneren Auge, der alle Wagemutigen von jeglichen Sonnenstrahlen abschirmt. Wenn man das Unbehagen abschüttelt, das der Song unweigerlich auslöst, lässt man sich bereitwillig von der Klanglandschaft treiben und von der Dunkelheit einnehmen.
"Older Than The Gods" führt diese Stimmung mit seinem stapfenden Rhythmus und unveränderten Gitarren fort, bringt aber auch Erhabenheit und Ehrfurcht mit. Der lange Aufbau, die Atmosphäre und die Instrumentalpassage am Ende - hätte Paul Banks ebenfalls eine Vorliebe für Black Metal entwickelt, klänge das Resultat vermutlich ähnlich. Statt ihm singt das Trio aus McNerny, Nameless Void (Negative Plane) und Okoi (Bølzer). Die Dramatik des Tracks und Albums insgesamt würde sich auch für die Untermalung eines Films eignen. "Listen To The River" bietet einen ähnlich mystischen und bedrohlichen Sound wie die vorherigen Nummern.
Ungestümer wird es auf "A Cabin In Montana", das so finster wie eh und je klingt. Um McNerny und Kumpanen herum ziehen dunkle Wolken auf, während sie mit ihren Instrumenten an Fahrt aufnehmen. Noch stürmischer zeigen sie sich auf "Eternal Meadow", das zusätzlich zum angezogenen Tempo zur Mitte hin auch Experimentalität mitbringt: die Akustikgitarre, die sich ihren Weg in den Mittelpunkt bahnt, schafft einen schönen Kontrast.
"Crepuscular Creatures" und "Ring" greifen dagegen wieder stark auf die Grundformel von viel Reverb, Dissonanzen in den Gitarren und behäbigem Schlagzeug zurück, bevor sie im abschließenden "Homeward Polar Spirit" nochmal alles aufdrehen.
Hexvessel behaupten sich auch in diesem Genre(-mix), manchen Songs fehlt es aber an Alleinstellungsmerkmalen. Hört man die Platte an einem Stück, wird es an manchen Stellen aufgrund der wenigen Variation etwas zäh - einzeln überzeugen die Tracks mehr. "Polar Veil" ist klanglich ein perfektes Album für die kürzer werdenden Tage; mehr Kehrtwendungen wären trotzdem willkommen.
1 Kommentar mit einer Antwort
bis jetzt ganz geil. grave pleasures sind auch ziemlich cool. nicht so cool wie die oberherren aber doch einer der besseren entdeckungen des jahres
semi related of topic
https://www.youtube.com/watch?v=5t5lG8AKzzo
die oberherren- guns and pills
wave/goth rock/metal vom filet