laut.de-Kritik
Wohlig melancholischer Indiepop des englischen Trios.
Review von Martin LeuteZusammen mit den Turin Brakes oder den Kings Of Convenience wurden I Am Kloot nach ihrem großartigen Debüt "Natural History" dem New Acoustic Movement zugeordnet, das sich ab 2001 mit melancholischen Indie-Klängen Gehör verschaffte.
Im Gegensatz zu den erstgenannten Bands haben I Am Kloot hierzulande den großen Durchbruch nie wirklich vollzogen, was daran liegen mag, dass sich deren Melancholie mit einer gewissen Sprödigkeit und Unangepasstheit auszeichnet und die große Geste vermeidet.
Mit "Play Mullah Rouge" steht nach den "BBC Radio 1 John Peel Sessions" (2006) nun das vierte Werk der Briten in den Läden, dass das Trio in den Mullah-Studios bei Manchester binnen weniger Tage eingespielt hat, um die Unmittelbarkeit und Energie der Live-Atmosphäre zu konservieren.
Ein erdiges E-Gitarrenmuster und wirbelnde Drums prägen "One Man Brawl", das das Album dynamisch bluesrockend eröffnet. Die eingängige Melodielinie kontrastiert die Rauheit der Instrumentierung, und über allem thront immer der knarzige Gesang Johnny Bramwells, der im zweiten Teil effektvoll in Hall gekleidet ist.
Mit "Chaperoned" folg mit toller Melodie zum Fingerpicking eine ruhige Nummer, immer wieder gebrochen von emotionalen instrumentalen Ausbrüchen. Danach breitet sich mit "Ferris Wheels" eine wunderbare, von der Geschlagenen Gitarre rhythmisierte und mit Orgelflächen unterlegte Indiepop-Hymne aus. Immer schwingt dieses sympathische Understatement mit, eine Bescheidenheit in der Inszenierung, die I Am Kloot seit jeher auszeichnet.
Nicht weniger schön präsentiert sich Bramwell im traurigen "Hey Little Bird" als zartbitterer Crooner, dessen vokaler Vortrag von der Gezupften, Pianoeinschüben und weichen, aber vertrackten Drums famos ergänzt wird.
Ähnlich eindringlich bahnen sich das als Pianoballade eröffnende "Down At The Front" und das dezent countryeske und angenehm verträumte "The Only Role In Town" zur Akustischen, Lap Steel und glockenspielartigen Keyboardklängen ihre Wege.
Das rumpelige "Someone Like You" erinnert mit angezogenem Tempo an den von Oasis geprägten Britpop. Erfreuen kann man sich an Textzeilen wie "someone like you, who's not without the contradictions/ someone like me who's a living work of fiction/ someone like you, full of love and live and laughter/ someone like me who can't see what they're after".
Bramwell beschließt das Album mit dem zurückgelehnten und folk-affinen "At The Sea" so unspektakulär wie zärtlich zur schlichten Gitarrenbegleitung.
I Am Kloot machen es dem Indiefreund denkbar einfach, sie zu mögen, "Play Moolah Rouge" vereint alle Stärken dieses Trios: Große Melodien mit lakonischen Lyrics, intoniert von einem wunderbaren Sänger, werden in warme Arrangements gepackt, die aber immer wieder Raum lassen für kratzbürstigere oder blechern tönende Einlagen mit rauer E-Gitarre, wubberndem Keyboard oder verschachteltem Schlagzeugspiel.
Wohlig melancholisch präsentieren die Jungs aus Manchester zwischen Britpop und Melancholie ihr vielleicht bestes Werk, dem als charmante Draufgabe eine DVD mit dem Making Of des Albums beigelegt ist.
6 Kommentare
die gehen mir viel zu oft, viel zu viel unter.
auch dieses album wieder absolut empfehlenswert.
ich fand die jungs ja schon immer klasse.....
Kenne das Album leider immer noch nicht.
Aber dafür gehe ich wahrscheinlich auf das Konzert im Oktober.
schön dass ihr das album ins gespräch bringt. alleine schon wegen ferris wheels ein wunderschöner treffer!
es ist seit wochen die nummer 2.
nicht nur ferris wheels, someone like you, hey little bird.....
ich will auch auf ein konzert
ja, das teil ist sehr gut.
die ersten drei lieder lassen mich träumen.
schade, dass es in der laut.bar in der tat eher nicht beachtet wird.
denkst du...