laut.de-Kritik

Every Little Thing She Does Is Magic: Stings Tochter dreht auf.

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Noch immer verstehe ich ja nicht ganz, wieso für Briskeby vor exakt zehn Jahren der große Durchbruch ausblieb. Das Quartett aus Norwegen hatte ein tolles Album voller Elektropop-Melodien mit 80s Rock-Anleihen am Start, prominente Fürsprecher (A-ha) und eine sehr ansehnliche Sängerin.

Was Briskeby alles gefehlt hat, zeigen nun I Blame Coco: "The Constant" ist wieder so ein abartig eingängiges Album, nur dass Sängerin Eliot Sumner nicht nur ein apartes Aussehen und prominente Fans (Ian Brown, Alex Turner) aufzuweisen hat, sondern auch schlaue Album-Features (Robyn), eine ungewöhnliche Coverversion (Neil Young), internationale Remixgrößen (Miike Snow, Diplo), sondern auch einen ziemlich bekannten Vater (Sting) hat.

Uff. Dass sie ab sofort nicht nur auf Stefan Raabs Couch Fragen nach dem elterlichen Verhältnis weggähnen muss, ist ein Fluch, den ihre fünfköpfige Londoner Band seit Monaten mit Verve bekämpft.

Der Plan könnte aufgehen: Mit "The Constant" ist der Band ein vielseitiges, wenn auch teilweise sehr glatt produziertes Pop-Album gelungen, das mehr Ohrwürmer aufwartet als eine Duran Duran-Best Of, die bei Miss Sumner übrigens auch im Kinderzimmer-Regal zu finden war.

Dass die 1991 geborene Sängerin eine Vorliebe für die Killers hegt, belegen die Single "In Spirit Golden" sowie (das arg schmierige) "Turn Your Back On Love", die nicht nur mit ausladender Pop-Geste glänzen, sondern für Debütverhältnisse recht außergewöhnliche Refrain-Fertigkeiten vorweisen.

Die erwähnte Robyn-Kollabo "Caesar" peitscht mit Drumsequenzer-Antrieb nach vorne, erreicht das grell schimmernde "Quicker" jedoch nicht ganz, "Summer Rain" darf als Melancholie-Höhepunkt gelten und das mit leichtem Offbeat-Einschlag versehene Neil Young-Cover "Only Love Can Break Your Heart" könnte glatt als alter Police-Track durchgehen - man denkt sich Stings Stimme praktisch beim ersten Refrain dazu, was auch an Cocos ähnlich kehliger Stimme liegen mag, die bald als Alleinstellungsmerkmal reüssieren könnte.

Mut beweist die Band außerdem mit dem Entschluss, den besten Albumtrack an den Beginn zu stellen: Den Zauber des Instant-Hits "Selfmachine" aufrecht zu erhalten gelingt ihnen dann wider Erwarten ausgesprochen gut. Mit Ausnahme des ziellos dahinplätschernden "Party Bag" sind praktisch keine Ausfälle zu beklagen. Der erste Schritt aus Papas langem Schatten ist getan.

Trackliste

  1. 1. Selfmachine
  2. 2. In Spirit Golden
  3. 3. Quicker
  4. 4. Turn Your Back On Love
  5. 5. Please Rewind
  6. 6. Summer Rain
  7. 7. Playwrite Fate
  8. 8. The Constant
  9. 9. Party Bag
  10. 10. No Smile
  11. 11. Caesar
  12. 12. Only Love Can Break Your Heart
  13. 13. It's About To Get Worse
  14. 14. Quicker - Rack And Ruin Mix (Bonustrack)

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