laut.de-Kritik

Alter Wein in neuen Schläuchen.

Review von

Diese Review beginnt mit einem langem Seufzer. Dann werde ich mich – ganz langsam – dem Schreibtisch nähern, wo ich die unendliche Traurigkeit der Welt zu Wort bringe und sie der Internetgemeinde präsentiere. Anschließend gehe ich – ganz allein – an einen verlassenen, felsigen Strand und weinen.

Doch auch ohne Strand und Traurigkeit vermag man, das zweite Album von I Like Trains, die sich eine weniger kindische Schreibweise zugelegt haben, schnell erfassen. Hoffnungsvoll und gut gelaunt waren die Engländer zugegebenermaßen noch nie.

So lebt auch ihr zweiter Streich von der Schönheit der Melancholie und den Spielarten des Leidens: "All the weight of the world will crush your bones / in an ideal situation, this will all be over soon / and I will leave this world in pieces."

Obwohl bei "He Who Saw The Deep" das Wort Spielarten wohl etwas zu euphemistisch scheint. Die zweite LP bewegt sich weitgehend im Raster des Debüts, das auch schon nicht vom Hocker riss. Das Gros der Titel erzählt musikalisch nichts Neues, denn wie beim Erstling "erblühen sie aus introspektiver Stille zu voller Pathosrock-Größe."

Wenige Lieder brechen das vorgegebene Muster auf, darunter der Opener "When We Were Kings". Als wolle man den Editors zeigen, wie Pomp auf englische Art funktioniert, jaulen Gitarre und Keyboard nach wenigen Takten los. Simon Fogals Schlagzeug scheint dabei nur noch aus Becken zu bestehen, was ein angenehmens Noise-Gegengewicht zur eingängigen Gitarre bietet.

Fans mag der alte Wein in neuen Schläuchen wohl schmecken. Schließlich bilden auch hier selbstkasteiender Gesang und Bombast-Post-Rock das Gerüst für winterlich-melancholische Stücke. Man sollte sich allerdings überlegen, ob I Like Trains nicht längst zur Größen eines Einbahnstraßen-Genres geworden sind.

Trackliste

  1. 1. When We Were Kings
  2. 2. A Father's Son
  3. 3. We Saw The Deep
  4. 4. Hope Is Not Enough
  5. 5. Progress Is A Snake
  6. 6. These Feet Of Clay
  7. 7. Sirens
  8. 8. Sea Of Regrets
  9. 9. Broken Bones
  10. 10. A Divorce Before Marriage
  11. 11. Doves

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3 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    hab' ehrlich gesagt auch nicht gewusst was ich ich hiermit anfangen soll. ich würde momentan auch zu 2 punkten tendieren, da ich den erstling zwar nicht gehört habe, aber alles schon einmal da war und auch besser (godspeed bspw). aber naja, ich muss es nochmal in ruhe rotieren lassen.
    wie würden fans den unterschied zum erstling beschreiben?

  • Vor 13 Jahren

    Definitiv ne schwere Kiste, in allen Belangen... würde tatsächlich auch nur 2-3 Punkte geben. Kann aber nicht sagen, ob's nur daran lag, dass das Debut die richtige Platte zur richtigen Zeit für mich war, und gerade die Sektion von "We all fall down" bis hinter "The Voice of Reaseon" begleitete fortan jeden Herbst bis einschließlich diesem hier, denn obwohl ich mit der Kritik übereinstimme, dass sich die Band schon zu sehr auf ihren "Stil" einschießt, wobei kitschiger pathetischer Bombast-Post- Rock in meinen Ohren doch eher aus Richtung neuerlicher Mono-Veröffentlichungen rührt, perle ich bei den Stücken auf "He who saw the deep" trotz mehrmaligen Hörens immer wieder an der Oberfäche ab... was schon fragwürdig ist bei zur "Elegies to lessons learnt" doch vergleichsweise ähnlichen Herangehensweise seitens der Band...

  • Vor 13 Jahren

    ich muss sagen, das album ist gewaltig gewachsen. es ist wirklich nicht sehr rockig, aber die stimmung, die es ausdrücken will, transportiert es perfekt. würde jetzt eher zu 4 von 5 tendieren, da sich schon eine gewisse schönheit nach mehrmaligem hören entwickelt hat.