laut.de-Kritik
Charmanter Folkpop mit kratzbürstigen Arrangements.
Review von Martin LeuteWeich gehämmerte Klavierakkorde, Percussions und eine ausdrucksstarke Stimme, die zärtlich von der Zerbrechlichkeit menschlicher Seelen erzählt: "Breakable" nennt sich dieses Stück, das eine für die musikalische Untermalung der Serie "Grey's Anatomy" verantwortliche Dame 2006 auf MySpace entdeckt und damit die Karriere der Ingrid Michaelson ins Rollen bringt.
Nach der Ausstrahlung besagter Folge zwei Monate später ist die bisher unbekannte New Yorker Singer/Songwriterin in aller Munde und hat den Schritt ins populäre Showbusiness geschafft. "Girls & Boys" ist das erste in Deutschland erhältliche Album, aber bereits das zweite der Künstlerin.
Ob sie sich wie im entspannten "Here I Am" zu gutlaunigem Bass, Percussions und Handclaps äußerst sympathisch der glücklichen Liebe zuwendet oder im von der E-Gitarre begleiteten "Masochist" mit sinnlosem Liebesgetümmel auseinandersetzt, Michaelson bringt die emotionalen Befindlichkeiten textlich wie musikalisch auf den Punkt.
Stilistisch lässt sich das als Folkpop mit Indie-Attitüde umschreiben, der sich irgendwo zwischen der Sensibilität einer Aimee Mann, der Ausdrucksstärke einer Regina Spektor und dem Spielwitz einer Kate Nash verortet. Der Ohrwurm "Die Alone" wird großartig von rhythmischen "Ba Da Da"-Gesängen und stakkatoartigen Rockgitarrenschlägen untermalt, um sich dann zum hymnischen Refrain zu entladen.
Immer wieder setzt sie effektvoll kernige E-Gitarreneinlagen wie im Intro der Midtempo-Pianonummer "Overboard", das mit gedoppelter Stimme glänzt oder im Intermezzo des verträumten "December Baby", das sie zur gezupften Akustischen mit männlicher Zweitstimme intoniert. Den melancholischen Höhepunkt bildet das schöne "Corner Of Your Heart", das mit einem sentimentalen Klavierlauf und Glockenspiel auf trüber Geräuschkulisse aufwartet
Das besinnliche "Highway" präsentiert sie zur geschlagenen Gitarre, ehe sie mit dem Bonustrack "Far Away" das Werk mit liebenswertem Countrypop abschließt. "Girls & Boys" ist das erfrischende und Album einer selbstbewussten Songwriterin, deren Lieder sich mit charmant kratzbürstigen Arrangements gekonnt dem Einerlei des Mainstream-Pop entziehen.
1 Kommentar
Nach zweitem Gehörgang muss ich sagen, dass es eine sehr schöne Platte ist. Ziemlich poppig aber auf eine charmante weise. Ich persönlich muss da immer an Riley Kilo denken.
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