laut.de-Kritik
Grönemeyer, RZA, Naidoo u.a. ehren den Champion.
Review von Eberhard DoblerJames Last ist in. Selbst im Greenwich Village lässt sich zu horrenden Preisen ein Vinyl namens "Voodoo Party" auftreiben. Viele Krauts können das nicht von sich behaupten. Der mittlerweile 75-jährige Orchesterchef prägt die deutsche Unterhaltungsmusik seit den 50ern. Ungezählt seine Veröffentlichungen, die sich millionenfach und überall auf der Welt verkauften.
James Last-Arrangements kennt jeder. Für das junge Pop-Publikum wurde der Jazz-Bassist aber erst durch die Hip Hopper Fettes Brot ein Thema, die Ende der Neunziger zum Hörer griffen und die Kooperation "Ruf Mich An" anleierten. Inzwischen gelten Lasts Platten als beliebte Sample-Quelle.
Mit Hilfe des Grönemeyer-Produzenten Alex Silva legt er 2004 sein Jubiläumsalbum "They Call Me Hansi" vor. Dazu posiert der gebürtige Bremer - von Anton Corbijn inszeniert - im düsteren Country-Look wie Kult-Star Johnny Cash persönlich. Assoziieren viele mit seiner Marke vor allem TV-Musik, zeichnet Last aber auch für Klassiker wie "Der Einsame Hirte" (Kill Bill Vol. 1) und kenntnisreich angeswingte Traditional- oder Opern-Interpretationen verantwortlich und lud nun vornehmlich den Pop-Nachwuchs ins Studio.
Für Fans wohl am schwierigsten nachzuvollziehen dürfte der storytellende RZA-Beitrag sein. "Lonely shepard is one of the most versatile music movement arrangement that I have experienced ... A theme for a champion", so der Wutang-Großmeister. Rapper haben eben eine Ader für Blockbuster-taugliche Melodien. Das modern programmierte, mit Jan Delay eingesungene "Halt Es Fest (Fantasy 2004)" offenbart dann die Stärke des Big Band-Leaders: seine raumgreifenden, rhythmisch akzentuierten Streicher- und Bläsersätze sind perfekt getimet und bestechen durch Zeitlosigkeit.
Herbert Grönemeyer klingt auf englisch zwar nicht so überzeugend wie auf deutsch. "Live Again/Immer Und Nochmal" wurde dennoch eine ergreifende Popnummer. Auch mit Tom Jones entwickelt Last eine beneidenswerte Dramaturgie zwischen Hip Hop-Beat und Pop-Arrangment. Es gibt eben nur gut oder schlecht gemachte Musik.
Ein Tenor vom Können des Opernstars Pavarotti braucht natürlich keinen Groove, um seine Stimme zu entfalten. "Everything Reminds Of You" mit Xavier Naidoo wächst von Takt zu Takt und jubiliert geradezu zwischen Easy Listening und kräftigem Soulpop. Jazz-Trompeter Till Brönner bleibt als einziger dem Tanzorchester-Format treu.
Nina Hagen will dagegen nicht recht mit Lasts Musik harmonieren, und auch der elfenhafte Beitrag der jungen Neuseeländerin Hayley Westenra gerät zu esoterisch. Dass Hansi ein Stück für den King schrieb ("Fool"), bleibt zum Schluss eine nette Fußnote der deutschen Musikgeschichte. "They Call Me Hansi" klingt für einen massenverträglichen Haudegen wohltuend modern: niveauvolle Popmusik für 8- bis 80-Jährige.
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