laut.de-Kritik
Nicht weit weg von Grandaddy.
Review von Giuliano BenassiIm Sommer 2012 standen Grandaddy wieder auf der Bühne: Die Kalifornier um Jason Lytle hatten überraschenderweise wieder zusammen getan, nachdem sie 2006 auseinander gegangen waren - weniger aus künstlerischen Differenzen als aus reiner Not. Die Einkünfte hätten einfach nicht gereicht, um die Band durchzufüttern, so Lytle.
"Wer sich mit Grandaddy auskennt weiß, dass ihre Musik und meine Solosachen schon fast austauschbar sind. Es wäre cool", gab der Eigenbrötler zu Protokoll und schloss nach den Gigs auch ein neues Album nicht aus. Dass nun doch erst eine Soloplatte erscheint, liegt wohl daran, dass es schon vor den Reunion-Gigs fertig war.
Der Name auf dem Cover ist in der Tat zweitrangig, denn die Grenzen zwischen Band und Bandleader sind auch auf dessen zweiten Sologang eher verwischt. Wie auf Grandaddys grandiosem "Sophtware Slump" (2000) sorgen Berge für ein fotogenes Setting des Booklets. Wie damals blubbern die Keyboards und fügen sich zu luftigen Klanglandschaften zusammen.
Neu ist eine gewisse Entspanntheit. Lytle stand schon immer eher auf der grübelerischen Seite des Lebens. Zwar ist er von den Beach Boys noch weit entfernt, doch legt er mit "Dept. Of Disappereance" ein schon fast poppiges Album vor.
Der Opener, gleichzeitig der Titeltrack, beginnt mit einem James Bond-Zitat und lebt von verzerrter Gitarre. Bei "Matterhorn" könnte man dagegen fast meinen, Limahl und Giorgio Moroderhätten sich für eine Indienummer wieder zusammen getan. "Young Saints" klingt verhalten dissonant, "Hangtown" mit seinen Mundharmonika-Einlagen wie eine Hommage an Neil Young.
Für seinem Rückzug nach Montana hat Lytle ein Arsenal an Instrumenten zusammen getragen, "von konventionell und traditionell bis total am Arsch und absolut schrott. Nachdem ich die Sounds in meinen Computer gefüttert habe, eröffnen sich noch mal weitere Möglichkeiten, an den Aufnahmen rumzuschrauben". erklärt Lytle seine Arbeitsweise.
Schade, dass beim weiteren Verlauf des Albums eher Frickeleien als gute Songideen im Mittelpunkt stehen. "Get Up And Go" erinnert in seiner Banalität an die Bee Gees in ihrer kommerziellsten Phase, das pink floydige "Last Problems Of The Alps" ist mit seinen knappen sechs Minuten deutlich zu lang.
"Willow Wand Willow Wand" fällt viel zu seicht aus, wie auch die Klavierballade "Somewhere There's A Someone". Amüsant ist dagegen die Mischung aus klassischem Klavier und einem schepperndem Schlagzeug im kurzen "Chopin Drives Truck To The Dump". Das krautrockige "Your Final Setting Sun" lässt kurz vor Schluss ebenfalls aufhorchen.
Wer weiß, vielleicht würde ein Album mit seinen Bandkollegen Lytle wieder ein paar Ideen mehr entlocken? "Dept. Of Disappereance" bietet interessante Momente, doch der Vorgänger "Yours Truly, The Commuter" ist ihm eindeutig besser gelungen.
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