laut.de-Kritik
Digital aufgepepptes Material von '65-'67
Review von Daniel StraubBei toten Popstars hat die Plattenfirma immer ein Problem: Der Markt ist da, der Star ist weg. Nun sind in den letzten Jahren findige Hip Hop-Produzenten auf eine clevere Idee gekommen. Obwohl die Stars schon tot waren, haben sie aus alten Sprachschnipseln haufenweise neue Songs gebastelt und sie so künstlich am Leben erhalten. Das ist die eine ideenreiche Möglichkeit.
Den anderen, konventionelleren Weg ist man bei der Veröffentlichung der PPX Studio-Serie von Jimi Hendrix gegangen. Man hat altes Material aus der Frühphase des Gitarristen von 1965-67 digital aufgepeppt und versucht ihn so ins Jahr 2000 zurückzuholen. Dank der ertragreichen Recherchearbeit in den Archiven gibt es die PPX-Studio Aufnahmen auf nicht weniger als sechs CDs, entweder in einer schmucken, glitzernden Box oder aber als einzelne, ebenfalls schmucke und glitzernde Silberlinge.
Mit ihrer Mischung aus Studio- und Livetracks vermitteln die Aufnahmen tatsächlich einen authentischen Charakter und befriedigen trotzdem zumeist die heutigen Qualitätsmaßstäbe. Noch stark vom Rhythm 'n' Blues seiner Zeit beeinflusst geht Hendrix hier aber auch schon vorsichtig eigene Wege, auch wenn er noch weit von den Feedbackgewittern, wie er sie unter anderem in Woodstock zelebrierte, entfernt ist.
Sein handwerkliches Können klingt bereits bei diesen frühen Aufnahmen an, doch verleiht der bluesige Unterton den Stücken einen wohligen, erdigen Beigeschmack, der in mir unwillkürlich alte Südstaatenklischees wachgerufen hat: Jimi Hendrix mit der Gitarre im Schaukelstuhl auf einer hölzernen Terasse sitzend, einen alten Hut auf...genug!!!
Für die echten Hendrix-Fans werden die PPX-Aufnahmen eine wahre Fundgrube bisher schwer zugänglichen Materials ihres Idols sein. Allen anderen wird der Zugang zu den Aufnahmen, durch die teilweise sehr authentische Qualität und das geringe Hitpotential eher erschwert.
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