laut.de-Kritik

Das Erbe von Savatage ist in guten Händen.

Review von

Vor einigen Wochen durfte ich mir ja schon beim Pre-Listening einen Vorgeschmack aufs neue Album abholen. Nun liegt das fertige Werk in all seiner Pracht vor und wie es der "Tage Mahal" schon angedeutet hat, führt Jon hier das Erbe von Savatage weiter. Auch wenn einige Fans noch enttäuscht sein mögen, dass die Florida-Legende kein neues Album mehr veröffentlicht. Wer aber dieses Album ignoriert, dem ist nicht mehr zu helfen.

Wenn das erste Riff von "Through The Eyes Of The King" durch die Boxen kracht, meint man zunächst, es mit einer modernen Thrash-Band zu tun zu haben. Das Ding ist verdammt wuchtig und erst wenn ein Streicher und Jons Gesang einsetzen, sind wir im Sava-Universum. Die Soli der Gitarre sind einfach schlichtweg spitze und die Streicher zum Ende des Stücks sind großes Kino. Der Titeltrack zeigt sich mit seinen Bassgrooves ebenfalls recht modern und bleibt weitgehend im Midtempo-Bereich. Die Backing-Chöre der Band geben der Nummer zudem etwas von einem Musical.

Mit Akustikgitarre und Cello beginnt "The Evil Beside You" vielleicht ein wenig schmalzig, entwickelt sich aber bald zu einem wirklich starken Song. Die klassischen Einflüsse sind sehr ausgeprägt und Criss' Einfluss lässt sich nicht verleugnen. Dem folgt das sehr düstere "Time To Die", welches Matt LaPorte durch ein paar wirklich tolle Soli veredelt. Auch dieses Stück würde recht gut im Kontext eines Musicals funktionieren.

Fast noch eine Spur besser als "The Evil Beside You" gefällt mir die Pianoballade "The Answer". Stellenweise meine ich sogar einige sehr an "Gutter Ballet" angelehnte Melodien und Arrangements herauszuhören. Auch textlich ein sehr bewegender Song. Bevor es aber allzu besinnlich wird, ballert einem "Push It To The Limit" so richtig vor den Latz. Doublebass ohne Ende und eine richtig fett bratende Gitarre setzen die Akzente. Da steckt Jon natürlich auch nicht zurück und holt alles aus seiner Stimme raus. Kurz und knackig.

Dieser Kracher geht quasi nahtlos in "Playing God" über. Dabei handelt es sich mehr oder minder um so etwas wie ein kleines Musical. Häufig ist der Gesang von Jon und den Backing Vocals als Dialog angelegt. Chöre und doppelläufige Gitarren wechseln sich mit der Hammondorgel ab - ein Glanzstück des Albums. Eine weitere Halb-Ballade folgt mit "Timeless Flight", die Jon teilweise mit sehr sanfter Stimme intoniert. Fast noch melancholischer von der Grundstimmung her nimmt das Stück gegen Ende richtig Fahrt auf.

Etwas sperrig und wieder sehr düster präsentieren sich die Jungs in "Holes". Irgendwie will das Stück nicht so ganz zum Rest des Albums passen, doch je öfter man sich damit befasst, desto mehr wächst es. Da geht "End Times" doch viel leichter ins Ohr. Zahlreiche Stimmungswechsel sorgen für mindestens ebenso viele Schauer, die einem über den Rücken jagen. Zum Schluss bekommen sie dann doch die Kurve zu einem fast positiv anmutenden Abschluss.

Irgendwie ausgeglichen und versöhnlich stimmend läutet "Pray For You Now" das Ende des Albums ein. Mit akustischen Instrumenten und ohne Drums lässt Jon seinen Gefühlen nach dem Tod seine Bruders freien Lauf. Dass es sich dabei um eine sehr bewegende Nummer handelt, muss wohl nicht erst erwähnt werden (nachzulesen im laut.de-Special). Die Limited Edition liegt übrigens mit zwei Bonustracks vor.

Trackliste

  1. 1. Through The Eyes Of The King
  2. 2. Maniacal Renderings
  3. 3. The Evil Beside You
  4. 4. Time To Die
  5. 5. The Answer
  6. 6. Push It To The Limit
  7. 7. Playing God
  8. 8. Timeless Flight
  9. 9. Holes
  10. 10. End Times
  11. 11. Pray For Your Now

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