laut.de-Kritik
Futuristische Kühle zwischen Hot Chip und Zoot Woman.
Review von Gregory BritschDie Junior Boys aus Kanada sind keine gänzlich Unbekannten. Bereits vor ein paar Jahren debütierten sie mit dem Album "Last Exit", das Jeremy Greenspan mit seinem Partner Matt Didemus selbst produzierte. Damals drehte sich das stilistische Konzept noch hauptsächlich um 2Step, auch UK Garage genannt.
Nun hat sich ihr musikalischer Blickwinkel in eine andere Richtung verschoben, die Junior Boys halten nicht hinterm Berg, wohin es mit ihrem neuen Werk hingeht. "So This Is Goodbye" steht für nichts anderes als Elektropop. Gut, daran haben sich schon einige versucht – und gerieten wieder in Vergessenheit.
Was das neue Junior Boys-Album allerdings auszeichnet, ist die geistreiche Verquickung kühler Synthiesounds mit dezenten Anleihen von frühen Housetracks aus den Achtzigern, als in Chicago Produzenten wie Mr. Fingers Prototypen elektronischer Tanzmusik geschaffen haben. Dazu räumen die Junior Boys in ihrem ambitionierten Songwriting den Vocals eine exponierte Stellung ein. Deren gefühlsbetonte Umsetzung einschließlich Schmachten und Hauchen sorgt für entsprechenden Tiefgang, auch wenn der Gesang sicherlich den einen oder anderen klebrigen Reizpunkt auf "So This Is Goodbye" setzt.
Das haben die Junior Boys wohl mit Hot Chip gemeinsam, die ja in ähnlicher Art und Weise Elektro mit allerhand Popappeal zelebrieren, allerdings ihren Sound dann doch eine Spur verschrobener und holpriger gestalten als die Kanadier. Bei genauerer Betrachtung liegen Greenspan und Didemus mit ihrem neuen Werk eigentlich viel näher an den elektronisch gehaltenen Stücken von Zoot Woman.
Denn Stuart Price & Co. vereinen gleichermaßen, jedoch mehr unter dem Einfluss von 80er-Wave stehend, unter Zuhilfenahme synthetisierter Klänge futuristisch anmutende Kühle mit gelebten Empfindungen. Ein potentes Label haben die Junior Boys mit dem englischen Edel-Indie Domino nun auch im Rücken, da kann im Grunde genommen eigentlich nichts mehr schief gehen.
6 Kommentare
zoot woman, nur besser. wow, ich muss erstmal klarkommen jetzt.
erschienen auf domino recording company ltd.
please, please don't touch..
eigentlich klingt 'so this is goodbye' aber wie das erste, nicht existierende album von zoot woman, es spiegelt die weniger konsequente version des zoot-woman-konzeptes, denn hier geht es gar nicht so sehr darum, eklektizistisch schnöde styles auszustellen und am ende in rockismen zu versumpfen - das zitat wurd zur naturhaften praxis.
die aufgeräumte version von hot chip, die tadellose, klassische, weniger süße, eben nicht ganz so originelle, sondern ehrwürdige variante. die so angenehm ungezwungen nichts vormachen muss und deswegen zwar souveräner klingt, aber eben nicht so geil neu und hungrig nach pophimmel.
mein neuer hype.
ich frag mich gerad' woher ich die kenne? ich befürchte ich verwechsle die grad irgendwie ... mit Junior Jack oder so
oder mit Junior Senior...
ich hätte wohl noch "zoot woman" ins topic packen sollen..
Irgendwie ist hier im Reviews-Forum bisschen der Wurm drin … VT-Durchschnittsware, die immergleiche Core-Brühe und mieser Hip Hop halten sich oben, die wahren Perlen versinken erschreckend schnell in den Untiefen ... so auch in diesem Fall. Beschafft zwar ein schön elitäres Gefühl, aber trotzdem irgendwie schade
Zur “So This Is Goodbye”: Hab die kürzlich doch auch noch zu Ohren bekommen und … ja, vielleicht das Elektropop-Album des Jahres. Jedenfalls Elektropop / Indietronica-Mucke, die mir wieder mal wirklich gefällt. Ob es das auch auf Länge hin wird, wird sich zeigen, aber momentan würd ich der pitchfork-Wertung von 9.0 einfach mal zustimmen
Was sind deine Faves?
Bei mir so ziemlich:
The Equalizer
Double Shadow
ja, und ... In the morning