laut.de-Kritik

Der Jay-Z-Produzent reiht Hit an Hit.

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Mächtige Gospel-Chöre und live eingespielte Violinen weben sich um gepitchte Soul-Samples, perfekt produzierte Bassdrums wechseln sich mit vielschichtigen Clap-Snares ab: Hurra, hurra, Kanye West ist da. Alle Studiospulen ausnutzend, reiht der Jay-Z-Produzent Hit an Hit. Mit Twista bekennt er sich auf "Slow Jamz" zu schweißtreibender Bettaction. "Die langsamen Beckenbewegungen" schwingen bereits munter im Kreis der imaginären Hip Hop-Hall Of Fame. Viele andere Kanye-Songs warten vor der Tür. Allen voran das mächtige "Jesus Walks".

Der Track zieht mit einem "Walk With Me" intonierenden Arc Choir und aufheulenden Gitarrenriffs eine Schneide durchs Rapgame wie Moses durchs Rote Meer. Eine gerne benutzte Floskel, doch wer zudem noch Zeilen wie "So here go my single dog radio needs this. They say you can rap about anything except for Jesus. That means guns, sex, lies, video tapes. But if I talk about God my record won't get played Huh?", droppt, darf durch das Hip Hop-Himmelstor.

Mit einem angenehm warmen Flow fließt sein ehrlich und herrlich ironisches Storytelling wie Wasser oder besser Wein über die komplexen Soul-Tunes. Lyrischer Mittelpunkt des Album ist Kanyes dritte Strophe auf "All Falls Down". Über ein gleichnamiges, süchtig machendes Lauryn Hill-Sample spricht, nein predigt er die Wahrheit:

"I say fuck the police, thats how I treat em. We buy our way out of jail, but we can't buy freedom. We'll buy a lot of clothes when we don't really need em. Things we buy to cover up what's inside. Cause they make us hate ourself and love they wealth. That's why shortys hollering "where the ballas' at?" Drug dealer buy Jordans, crackhead buy crack. And a white man get paid off of all of that. But I ain't even gon act holier than thou. Cause fuck it, I went to Jacob with 25 thou. Before I had a house and I'd do it again. Cause I wanna be on 106 and Park pushing a Benz. I wanna act ballerific like it's all terrific. I got a couple past due bills, I won't get specific. I got a problem with spending before I get it. We all self conscious I'm just the first to admit it."

Goldhändchen West stellt sich dar als das lang ersehnte Bindeglied zwischen Rucksack- und Jiggy-Rapper. Sein Feldzug gegen das College-System tritt in den Hintergrund. Entdecker Jay-Z hatte jene Annährung zwischen den Hip Hop-Fronten auf seinem "Black Album" bereits vorsichtig probiert, sein Produzent führt den Weg mit Kuscheltierkopf-Cover und Alternativklamotten weiter. Erst recht, wenn auf dem zurückgelehnten "Spaceship" ein so genial homogen eingesetztes Marvin Gaye-Sample erklingt. Der Soul trieft aus allen Ecken und Enden, nur dass es jene Ecken im West'schen Soundkunstwerk nicht gibt.

Sauber wie unter Quarantäne produziert, avanciert jeder Song zum achten Weltwunder. "Never Let Me Down" und "Through The Wire" zum Beispiel, wo Michael Bolton beziehungsweise Chaka Khan in luftige Höhen gepitcht werden. "Breathe In Breathe Out" befriedigt als bounciges Abendmahl alle Clubgänger. Das heilige Album gipfelt im epochalen, neunminütigen "Last Call", auf dem Kanye in Spoken Words-Manier seine Karriere, seine Geschichte erzählt.

"The Kid that made that deserves that Maybach." Nuff said!

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. We Don't Care
  3. 3. Graduation Day
  4. 4. All Falls Down
  5. 5. I'll Fly Away
  6. 6. Spaceship
  7. 7. Jesus Walks
  8. 8. Never Let Me Down
  9. 9. Get Em High
  10. 10. Workout Plan
  11. 11. The New Workout Plan
  12. 12. Slow Jamz
  13. 13. Breathe In Breathe Out
  14. 14. School Spirit (Skit) - Skit 1
  15. 15. School Spirit
  16. 16. Spirit School (Skit) - Skit 2
  17. 17. Lil Jimmy Skit
  18. 18. Two Worlds
  19. 19. Through The Wire
  20. 20. Family Business
  21. 21. Last

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